Unternehmen mit Sitz in Neuss 3,8 Millionen für Alunorf

Norf. · Umweltministerin Svenja Schulze hatte bei der Besichtigung des Werkes einen Förderbescheid dabei.

Bei der Werksbesichtigung (v.l.): Michael Grziwa, Bundesumweltministerin Svenja Schulze, Hermann Koss (Leiter des Schmelzwerks) und Michael Wälchli (Technischer Geschäftsführer Alunorf).

Foto: Alunorf

Für Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) war es auch eine Rückkehr in die alte Heimat. Die Neusserin, die 1988 am Gymnasium Norf ihr Abitur machte, hat am Mittwoch Alunorf besucht. Im Gepäck hatte sie einen Förderbescheid über 3,8 Millionen Euro aus dem Umweltinnovationsprogramm. Bestimmt ist das Geld für ein innovatives automatisiertes und digitales Verfahren für die Beschickung von Aluminiumschmelzöfen, das von Alunorf eingeführt wird und den Ausstoß von mehr als einer halben Million Tonnen CO2 jährlich vermeiden soll. Schulze lobt die neuartige Technologie: „Das Neusser Projekt ist ein echter Gewinn für die Umwelt. Denn es spart Ressourcen und schützt damit auch das Klima.“

Ziel des Projekts am Standort Neuss ist es, ein neuartiges System in den Produktionsprozess zu integrieren. Unterm Strich stehen geringere Verbräuche an Primäraluminium und reinen Legierungselementen wie zum Beispiel Chrom, Kupfer, Mangan, Magnesium, Silizium und Titan. Die Pimärmaterialien dieser Stoffe werden ressourcenintensiv gewonnen. Das neue Verfahren sorgt für weniger CO2-Ausstöße.

Jährlich walzt das größte Aluminiumwerk der Welt in Norf rund 1,5 Millionen Tonnen für Getränkedosen, Autokarosserien und vieles mehr. Tendenz steigend. Michael Wälchli, Technischer Geschäftsführer von Alunorf, ist überzeugt: „Die Mobilitäts- und die Energiewende können nicht ohne Aluminium gemeistert werden. Es ist dabei ein zentraler Grundstoff.“ Benötigt werde es zum Beispiel als Bestandteil von Solar- und Windkraftanlagen oder Hochspannungsleitungen sowie für leichte Automobilteile oder Akku-Bestandteile für E-Fahrzeuge.

Allerdings ist die Aluminiumproduktion energieintensiv. Ressourcenschonung spielt daher auf gleich mehreren Ebenen eine Schlüsselrolle: von Umweltaspekten bis hin zu nüchternen Kosten. „Wir wollen deshalb die wichtigste und beste Eigenschaft des Aluminiums noch viel stärker ausnutzen: seine unendliche Recyclebarkeit“, erklärt Wälchli. „Aluminium kann über die Kreislaufwirtschaft unbegrenzt wieder verwertet werden.“

Getränkedosen werden
immer umweltfreundlicher

Das sei ein entscheidender Vorteil gegenüber anderen Werkstoffen wie Plastik. „75 Prozent des jemals auf der Welt produzierten Aluminiums ist noch in Gebrauch, bei Plastik ist es rund ein Drittel“, betont Wälchli. „In Deutschland liegt die Recyclingquote von Aluminiumverpackungen bei rund 90 Prozent, bei Getränkedosen sogar bei 99 Prozent.“ Den Recyclingkreislauf weiter zu verbessern, steht weit oben auf der Agenda von Alunorf. Für recyceltes Aluminium werden laut Wälchli nur fünf Prozent der Energie benötigt wie für neugewonnenes. Die Fortschritte der letzten Jahre seien bereits gut. „Das gilt es fortzusetzen“, sagt Wälchli. „In einem Blech für Getränkedosen, das die Alunorf verlässt, stecken heute oftmals weniger als fünf Prozent Primäraluminium. Insgesamt hat sich der CO2-Fußabdruck der Alu-Getränkedose von 2006 bis 2016 im Durchschnitt um 31 Prozent reduziert.“

Michael Wälchli arbeitet daran, die Ressourceneffizienz weiter zu verbessern. Seit Mai 2018 ist der Schweizer, der in Amriswil am Bodensee aufwuchs, Technischer Geschäftsführer von Alunorf. Mit seiner Familie lebt der zweifache Vater in Neuss, dort fühlt er sich wohl. „Der Rheinländer ist sehr weltoffen. Da findet man schnell Anschluss“, sagt der 37-Jährige. Beruflich ist er voll auf Alunorf fokussiert, privat ist er in der Entwicklungsarbeit engagiert und unterstützt „Human Nature“ (Sozialunternehmen auf den Philippinen), die „A.M. Qattan Foundation“ (Kulturförderung im Westjordanland) sowie „Aiducation International“. Die gemeinnützige Organisation ermöglicht jungen Menschen in Entwicklungsländern Stipendien.