Gebührendebatte in Neuss Höhere Müllgebühren für Neusser Haushalte

Neuss · Die Idee kostenloser Deponie-Gutscheine ist vom Tisch. Stadt schließt Vereinbarung mit Dualem System.

Die Fahrt zur Kleinanlieferstation auf der Grefrather Deponie bleibt gebührenpflichtig. Die Gutscheinlösung ist vom Tisch. Archiv: cka

Foto: Christian Kandzorra

Steigende Kosten bei der Abfall- und Wertstoff-Logistik (AWL) und die Absicht des Kreises, den Preis für die Entsorgung von Rest- und Sperrmüll von 185,27 auf 210,64 Euro je Tonne zu erhöhen, schlagen voll auf die Müllgebühren für die Neusser Haushalte durch. Die müssen im kommenden Jahr für die Abfallentsorgung durchgängig 9,57 Prozent mehr berappen – und das auch für die Biotonne.

Die vom Finanzausschuss beschlossene Anpassung wäre noch höher ausgefallen, stünde nicht ein 2019 erwirtschafteter Überschuss in Höhe von gut 833 000 Euro zur Verfügung, der gebührensenkend zugebuttert werden kann. Weil aus dem Jahr 2020 zu diesem Zweck nur eine Viertelmillion Euro zur Verfügung steht, zeichnet sich schon eine erneute Gebührendebatte für das Jahr 2023 ab.

Ohne erwirtschafteten Überschuss wären Kosten höher

Die Leerung der 120-Liter-Tonne, die von mehr als 30 000 Neusser Haushalten genutzt wird, kostet im kommenden Jahr 157,12 Euro bei 14-tägiger Abfuhr (alt: 143,40) und bei wöchentlicher Leerung 314,24 Euro (alt: 288,79). Die Entsorgungskosten für die Biotonne, deren Zahl im kommenden Jahr die 15[000 erreichen wird, erhöhen sich auf 53,03 Euro pro Tonne und Jahr.

Aus der Idee von SPD, Grünen und UWG/Aktiv, die Haushalte ein wenig zu entlasten und pro Kopf und Jahr einen Gutschein auszugeben, für den man Sperrmüll kostenlos zur Deponie Grefrath bringen kann, wird nichts. Eine solche Gutscheinregel, so erhielt die Stadt vom Kreis Bescheid, sieht dessen Gebührensatzung nicht (mehr) vor. „Eine Umsetzung wäre gar nicht möglich“, sagt Lothar Richers von der AWL. Bis 2006 war das anders, konnten Neusser zur Deponie fahren, ohne dafür zahlen zu müssen. Im letzten Jahr dieser Sonderregelung, so berichtet Reinhold Jung vom Rhein-Kreis, wurden dort 197 143 „kostenlose“ Anlieferungen erfasst – für die der Stadt fast zwei Millionen Euro in Rechnung gestellt wurden.

Schon die fast 20 Millionen Euro, die die Neusser 2020 an Abfallgebühren aufbringen müssen, zeigen: Im Müll steckt ein großes Geschäft. Das trifft auch auf die Wertstoffe wie Verpackungen, Glas und Papier zu, deren Entsorgung sich jedoch über das Duale System (gelbe Tonne) und die Wertstoffvermarktung finanziert. Mit den am System beteiligten Unternehmen konnte Neuss jetzt eine Vereinbarung abschließen in der geregelt wird, wie Kosten und Erlöse bei der Altpapiervermarktung geteilt werden.