Evangelische öffentliche Bücherei Der Jubilar im Container
Erfttal · Als einzige ihrer Art im Rhein-Kreis ist die Bücherei der evangelischen Kirchengemeinde eine Besonderheit. Jetzt wird die Einrichtung 50 – und suchte sich für die Feier bewusst ein besonderes Datum aus.
Ihr 50-jähriges Bestehen hat die Evangelische Öffentliche Bücherei der Gemeinde Neuss-Süd mit einem „Internationalen Vorlesen“ für Grundschüler und kleinen Empfang an einem besonderen Datum gefeiert – dem Weltkindertag. Denn das Team aus haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern um die Leiterin Ute Zimmermann-Thiel möchte den Schwerpunkt nun auf genau diese Zielgruppe setzen. „Wir haben unser Angebot an Grundschulliteratur aufgestockt und bieten Öffnungszeiten am Vormittag an, um so unseren Standort optimal zu nutzen.“
Seit 2013 ist die einzige evangelische Bücherei im Verband der kirchlichen öffentlichen Büchereien im Rhein-Kreis Neuss in einem Container auf dem Schulhof der Gebrüder-Grimm-Grundschule in Erfttal untergebracht und damit nicht zu jeder Zeit für die Öffentlichkeit zugänglich. „Aus Sicherheitsgründen ist das Tor zum Schulhof erst ab 16 Uhr geöffnet,“ erklärt die Lehrerin Donata Dreißig, die sich als Bindeglied zwischen Schule und Bücherei stark für die Leserförderung ihrer Schüler einsetzt. Auch der Kontakt zur Schulleiterin Andrea Sahl sei sehr vertrauensvoll und fruchtbar.
Viele Kinder haben einen Migrationshintergrund, so dass zweisprachige Bücher angeboten werden. So sollen die Kinder ihre sprachliche Heimat finden, aber zusätzlich spielerisch an die deutsche Sprache herangeführt werden.
Gerne können sie solche Bücher auch einmal mitnehmen und zuhause von den Eltern vorlesen lassen, um zu merken, wie schön es ist, sich Zeit füreinander zu nehmen und gemeinsam in andere Welten abzutauchen. Das Angebot umfasst Klassiker ebenso wie Mangas oder Comics. Und auch Märchen stehen in den Regalen – schließlich ist es die Gebrüder Grimm-Schule auf dessen Schulhof die Bücherei beheimatet ist.
Freude über den Besuch
von Vorschulkindern
Das Angebot Bibfit für Kindergartenkinder, das Filomena Bernardo-Principe anbietet, soll „nach Corona“ weiter ausgebaut werden: „Dadurch bekommen schon die Jüngsten einen Zugang zu Büchern und Literatur und erfahren, wieviel menschliche Wärme und Zuneigung dahintersteckt, wenn jemand ihnen etwas vorliest,“ so die Ehrenamtliche, die im Anschluss an die Aktionen einen „Bibliotheksführerschein“ ausstellt und so die Lust aufs Lesen wecken möchte.
Pfarrerin Nadine Appelfeller schafft den Kontakt in die Kindertageseinrichtungen und freut sich, wenn die Vorschulkinder zu Besuch kommen. „Wir sind auch eine öffentliche Bücherei und laden an den Nachmittag ausdrücklich auch Menschen ein, die nicht der Schule zugehörig sind,“ so Appelfeller.
Die Bücherei wurde 1973 im Paul-Schneider-Haus gegründet. Auf die erste Leiterin Dorothea Spahlinger folgte Getrud Kühl, die noch heute eng mit der Einrichtung verbunden ist und sich weiter ehrenamtlich einbringt.
„Das war damals ein sehr lebendiger Ort – eine Anlaufstelle und Treffpunkt für viele ältere Leute, Jugendliche und Kinder,“ so die ehemalige Leiterin, die die Bücherei ihr „zweites Zuhause“ nennt. Eine kleine Küche sowie einige Nebenräume erlaubten die Ausrichtung eines regelmäßigen Kaffeeklatschs im Advent oder eines Bilderbuchkinos für die Kindergartenkinder.
Der Bestand von mehr als 10 000 Büchern wurde über Karteikarten verwaltet, bis 2012 eine Gruppe von Konfirmanden mit einem „selbstgebauten Computer“ Schritt für Schritt die Digitalisierung einläutete.
2013 beschloss die Gemeinde, die Räume an der Bedburger Straße in eine Tagespflegeeinrichtung umzufunktionieren, so dass – nach einigen Gesprächen – der Container auf dem Schulhof als neuer Standort auserkoren wurde. „Die ehemalige Leiterin der Schule Elisabeth Hüls hat sofort eine herrliche Atmosphäre geschaffen,“ erinnert sich Gertrud Kühl begeistert.