Einsatz der Feuerwehr Neuss bei Entsorgungsfirma Phosphorbombe löst Feuerwehreinsatz aus
Grimlinghausen · Noch immer werden Kampfstoffreste aus dem Weltkrieg geborgen. Selten sind sie so brisant wie ein Fund am Montag.
Schrott brennt in den seltensten Fällen. Deshalb waren Mitarbeiter des Entsorgungs- und Recycling-Unternehmens Enreba sofort alarmiert, als am Montag aus einem Altmetallcontainer Rauch aufstieg. Die Feuerwehr rückte zum Blindeisenweg aus und sah gleich, dass zwischen den Schrott eine Stabbrandbombe aus dem Zweiten Weltkrieg geraten war. „So groß wie ein Feuerlöscher“, sagt Feuerwehrsprecher Michael van Kempen – und kaum als Bombe zu erkennen.
Woher dieses Relikt aus dem Zweiten Weltkrieg stammt, war nicht zu ermitteln und für die Wehr irrelevant. Um eine Entzündung der Brandbombe zu verhindern, wurde diese mit Sand abgedeckt und noch am Montag vom Bereitschaftsdienst des Kampfmittelräumdienstes zur Entschärfung abgeholt. Der identifizierte die Bombe als britische Phosphorbombe mit 15 Kilo Gewicht, die noch gefüllt war.
Dass Brandbomben oder Reste von ihnen nach mehr als 75 Jahren noch Feuer fangen, ist selten, aber nicht ausgeschlossen. Erst im April 2020 musste die Wehr nach Speck-Wehl ausrücken, wo ein Gegenstand von 30 Zentimetern Länge, der bei Bauarbeiten entdeckt und als „Rohr“ beiseite gelegt worden war, Tage später plötzlich Feuer fing. Diagnose: Phosphoranhaftungen.
Stabbrandbomben wurden im Zweiten Weltkrieg millionenfach über Deutschland abgeworfen. Erst wurden Luftminen gezündet, die die Dächer abdecken sollten, danach fielen die Brandbomben, um möglichst große Feuer zu entfachen. Reste davon aber auch Blindgänger, Granaten, Zünder oder Splitter finden sich noch heute und sind auch im Ordnungsamt beinahe „Tagesgeschäft“, wie ein Sprecher der Stadt erklärt. Auch am Dienstag rückte eine Mitarbeiterin des Ordnungsamtes aus, um – nach Sondierungsgrabungen des Kampfmittelräumdienstes – den Lageort eines möglichen Blindgängers zu untersuchen. Gefunden wurde ein „Zerscheller“, also eine Bombe, von der keine Gefahr mehr ausgeht.
Der Fund der Phosphorbombe tags zuvor war da schon brisanter. Dieser brennende Stoff wird richtig gefährlich, wenn er trocken ist und mit Sauerstoff in Verbindung kommt. „Das ist das Gemeine an Phosphor“, sagt van Kempen, denn zur Selbstentzündung reicht dann eine Temperatur von 30 Grad. Dann verbrennt Phosphor in einer Stichflamme von bis zu 1300 Grad.
Das musste 2015 ein Rentner aus Uedesheim schmerzlich erfahren. Er hatte am Rheinufer einen tischtennisball-großen und bernsteinfarbenen Klumpen gefunden und eingesteckt. Der „Kiesel“ entzündete sich auf dem Nachhauseweg in der Hosentasche und fügte dem Mann schwere Verbrennungen zu.