Neuss: Rennverein macht einen Neuanfang
Neuer Vorstand ist gewählt, Gespräche mit Partnern sind angekündigt.
Neuss. Missstimmigkeiten zwischen den Partnern Neusser Reiter- und Rennverein (NRR), Neuss Marketing und Gastronomie, nicht eingehaltene Vertragsbestimmungen, Probleme im Trainings-, Besucher- und Parkbereich - das alles soll bald der Vergangenheit angehören.
Jan Antony Vogel, seit 13Jahren Präsident des Reiter- und Rennvereins von 1875, klingt erleichtert. Auf der jüngsten Mitgliederversammlung wurde ein neuer Vorstand gewählt, die Verantwortung auf mehrere Schultern verteilt. Vogel bleibt Präsident.
Besucher und Funktionäre hatten seit der Eröffnung des neuen Rennbahnhauses im November immer wieder scharfe Kritik an der engen Tribüne, unbefestigten Parkplätzen oder auch unklaren Zuständigkeiten geübt. "Die Neueröffnung nach dem Umbau machte vielen nicht besonders viel Freude", sagt Vogel. "Die Rennbahn ist nutzbar, aber nicht so, wie es viele erwartet hatten."
Auf der Versammlung habe er versucht, den Vorwürfen ("Warum hat der Vorstand nicht stärker in die Planungen eingegriffen?", "Ist der Verein nur noch Platzwart für das Gelände?") entgegenzutreten: "Wir mussten erst einmal erklären, dass die Umsetzung des Neubaus nicht in unseren Händen lag", erläutert Vogel. Die Empörung war jedoch so groß, dass sie in dem Antrag gipfelte, den Verein aufzulösen. Der Antrag wurde abgelehnt. "Pferderennen ohne den Verein - das geht nicht in Neuss."
Vogel räumte Fehler und Informationsdefizite ein. Ende Oktober soll eine außerordentliche Mitgliederversammlung einberufen werden, in der die Vertragsgestaltung mit den Rennbahn-Partnern wie Neuss Marketing und der Gastronomie in Bezug auf Trainerbetrieb, Instandhaltung und andere Punkte noch einmal zur Sprache kommen sollen.
Gespräche mit Neuss Marketing finden am Donnerstag statt. "Die neue Organisation muss sich erst einspielen, doch die Fronten haben sich beruhigt. Wir sind einen riesigen Schritt weiter", meint Vogel.
Man wolle die Ausrichtung des Vereins auf neue Füße stellen, die Erweiterung des Vorstandes verspricht neue Ideen und eine bessere Verteilung der anfallenden Aufgaben, "die Absichtserklärungen sind da". Davon sollen jetzt alle 67 Mitglieder überzeugt werden. Vogel erhofft sich vom Vorstand "neue Möglichkeiten, mehr zu machen". Auch er selbst will sich künftig wieder stärker einbringen.
Ein Nachfolger für den scheidenden Geschäftsführer Bernd Koenemann sei zwar noch nicht gefunden, man wolle aber in Zukunft einen eigenen Geschäftsführer für Neuss - und die Stelle nicht wieder in Doppelfunktion mit Düsseldorf besetzen.
"Wir müssen den Verein wieder auf stabilere Beine stellen", betont Vogel, an der Kooperation mit Düsseldorf wolle man aber weiter festhalten. Auch mit dem Krefelder Rennverein sind Gespräche angesetzt, um Potenziale einer Zusammenarbeit auszuloten.
"Ziel ist es, dass die Neusser Rennbahn wieder im breiteren Kreis, vor allem bei Familien wahrgenommen wird und gesellschaftlich ein anderes Standing bekommt", sagt Vogel. Der Druck, Sponsoren zu finden und erfolgreiche Veranstaltungen mit relativ geringen Mitteln durchzuführen, sei zwar groß, aber nicht aussichtslos.
Zur Phase des Neubeginns gehöre es auch, dass die Rennbahnpartner aufeinander zu gehen. Das sieht auch Peter Rebig, Chef von Neuss Markting, genauso. Er hofft, dass der Rennbahnpark im nächsten Frühjahr von den Neussern besser angenommen wird, als bisher. "Im Augenblick ist es da sehr ruhig, die Versorgung mit Umkleiden und Toiletten für die Sportler fehlt", meint Vogel. "Das ist durchdacht, aber nicht zu Ende gedacht."
Zudem wolle man sich mit den Gastronomen Von Werden/Schwandt zusammensetzen: "In die Gastronomie muss mehr Leben rein."
Auch über Sommerrennen müsse man sich wieder Gedanken machen. Die Zeit bis zum ersten Winterrennen am 14. November wird knapp. Was ist bis dahin umsetzbar? "Wir müssen jetzt erst einmal schauen, dass die Infrastruktur stimmt und die Parkflächen vernünftig befestigt sind", sagt der Präsident.
Bei einer Ortsbegehung verschaffte sich der Vorstand derSPD-Stadtmitte jetzt einen Eindruck vom Zustand und der Nutzung desumgestalteten Rennbahn-Geländes. Die Sauberkeit lasse zu wünschen übrig, so die Politiker. Die SPD schlägt vor, mehr und größere Mülltonnenaufzustellen.
Vorsitzender Stephan Zehnpfennig: "Wir haben trotzschönstem Wetter kaum einen Menschen im Rennbahnpark angetroffen. DasAngebot wird einfach noch nicht angenommen." Aus Sicht der SPD müssejetzt die Werbetrommel gerührt und die Beschilderung verbessert werden.
"Damit das Gelände nicht zur Investitionsruine wird, muss es auch zunormalen Zeiten attraktiver werden. Wir erwarten, dass Neuss Marketingschnell überzeugende Ideen entwickelt und umsetzt."