Neuss: Sieger und Verlierer bei Schulstreit
Rat: Während die Grundschulen feiern, herrscht an der Mildred-Scheel-Realschule weiter Verunsicherung.
Neuss. Während die Realschüler noch bangen und Freitag vor der entscheidenden Stadtratssitzung wieder mit Trillerpfeifen, Vuvuzelas und Transparenten für den Fortbestand ihrer Schule kämpften, sind die Betroffenen der beiden vom Aus bedrohten Grundschulen erleichtert. Bei einer Enthaltung hat der Stadtrat den Beschluss des Schulausschusses am Freitag bekräftigt, dass Barbara- und St.Hubertusschule weiter bestehen sollen.
Die St.Hubertusschule feierte die gute Nachricht schon am Morgen. "Die Schüler haben sich spontan auf dem Schulhof zusammengefunden und gejubelt." Dieter von Monfort, Leiter der Reuschenberger Grundschule: "Wir freuen uns, dass wir nun mit unserer Arbeit weitermachen können und sich unser Protest gelohnt hat."
Wie bei der Ganztagshauptschule Weißenberg ist auch bei der Hauptschule an der Gnadentaler Allee ein Ende absehbar. Dort werden zum kommenden Schuljahr keine Eingangsklassen mehr gebildet. Auch diesen Beschluss bestätigte der Rat. Die Verwaltung soll bis zur Sondersitzung des Schulausschusses am 28.Oktober prüfen, ob die Mildred-Scheel-Realschule in die Räume der Hauptschule an der Gnadentaler Allee umziehen kann. Die Linken hatten diesen Vorschlag eingebracht.
Verunsicherung und Verbitterung herrscht weiter an der Mildred-Scheel-Realschule für Mädchen, deren Eltern- und Schülerschaft. "Eine Fusion mit der Christian-Wierstraet-Realschule entspricht nicht dem, was unsere Schule ausmacht und ist auch nicht das, was unsere Schülerinnen wollten", sagte Rektor Wilhelm Conrads gestern vor der Ratssitzung.
"Eine emotionale Geborgenheit im Rahmen einer reinen Mädchenschule ist an einer gemischten Schule jedenfalls nicht mehr zu realisieren." Er sei ausgesprochen enttäuscht über den Ausgang der Schulausschusssitzung und nannte die Tischvorlage eine "Über-den-Tisch-zieh-Vorlage": "Man wurde plötzlich mit einem Plan konfrontiert, der vorher überhaupt nicht diskutiert worden war."
Conrads kündigte an, bei der Bezirksregierung prüfen zu lassen, ob die Stadt überhaupt die Kompetenz hat, das zu entscheiden. "Ob es eine Mädchenklasse an einer Schule geben darf, entscheidet die Schulkonferenz."
Der Stadtrat hat darüberhinaus erwartungsgemäß mit großer Mehrheit beschlossen, in der Nordstadt an der Leo-/Frankenstraße eine dritte integrative Ganztags-Gesamtschule zu errichten. Die Politiker votierten einstimmig für Variante A. Diese sieht vor, dass eine Gesamtschule kommen soll, wenn beide Realschulen weiterbestehen.
Genehmigt die Bezirksregierung dieses nicht, sollen die Realschulen fusionieren (Variante B, Vorschlag des Bürgermeisters). Nach turbulenter Diskussion stimmten elf Ratsmitglieder gegen diese alternative Lösung. Neben sieben FDP-Politikern votierten auch vier Christdemokraten dagegen (Andreas Hamacher, Dirk Bongards, Thomas Kaumanns und Ursula von Nollendorf). Rita Hau (CDU) enthielt sich. "Wir wollen die Auflösung der Mildred-Scheel-Realschule nicht, das hatten wir auch vor der Ratssitzung in der Fraktion klar geäußert", sagte Hamacher.