Handwerk in Neuss Wie aus Glas und heißer Luft Christbaumkugeln entstehen
Nordstadt. · Die Glastechnische Werkstatt Verhees zeigt, wie der zerbrechliche Tannenbaumschmuck in Handarbeit entsteht.
Das einzige, was in diesem Raum weihnachtliche Stimmung verbreitet, ist der geschmückte Tannenbaum. Der verfügt aber über ein echtes Alleinstellungsmerkmal: Einen gläsernen Weihnachtsstern aus eigener Produktion. In der Glastechnischen Werkstatt Verhees an der Bockholtstraße in der Nordstadt ist die Auftragslage in der Zeit vor Weihnachten nicht anders als sonst. Schließlich sind das Kerngeschäft der Experten keine Christbaumkugeln oder andere zerbrechliche Dekorationen. Vielmehr ist die Werkstatt bekannt für ihre Sonderanfertigungen. In Chemie-, Medizin- oder Pharma-Laboren kommen die Produkte zum Einsatz.
In der Hitze der Flamme wird
das Glas langsam dehnbar
Heute aber zeigt Geselle Jan Köhler (23) exklusiv, wie eine Christbaumkugel in Handarbeit entsteht. Der erste Schritt klingt eher nach Friseur-Handwerk: „Spitzen ziehen“. Dafür hält Köhler ein langes Glasrohr in die Flamme. Das Material kann durch die Hitze immer weiter in die Länge gezogen werden. Nach dem Schritt – die Röhre wird zudem noch in der Mitte geteilt – hat man ein längliches Glas, dessen Form an ein Knallbonbon erinnert. Nun wird die Spitze an einem Ende entfernt, so dass ein abgerundetes Ende entsteht.
Doch von einer Kugel ist diese Form noch weit entfernt. Dafür ist nämlich Mund-Arbeit gefragt. Davor muss das Glas allerdings erneut stark erhitzt werden, damit es die gewünschte Formbarkeit hat. Bei diesem Schritt sieht die künftige Kugel aus wie ein Miniatur-Feuerball, der gerade in die Erdatmosphäre eintritt. Damit sich die Hitze verteilt, sind Drehbewegungen wichtig. Nach einigen Sekunden ist es soweit: Jan Köhler bläst am spitzen Ende Luft in das Glas und am anderen Ende formt sich langsam eine Kugel. „Es ist wichtig, nicht zu viel Luft auf einmal in die Kugel zu blasen“, sagt er. Vor dem finalen Schritt muss die Kugel erst einmal auskühlen. Noch hat sie eine lange Spitze, die es zu entfernen gilt. Und mit etwas Geschick wird noch ein kleiner Haken geformt – und fertig ist die Christbaumkugel!