Neuss: Spielzeug wandert in den Schredder
Kriminalität: Der Neusser Zoll ließ gestern beschlagnahmte Ware vernichten.
Neuss. Die Zähne des Zerkleinerers mahlen. Ein letztes Mal quiekt das Stofftier sein Gute-Laune-Lied, blinkt der Babyschnuller rot auf, dann verschwinden auch sie zwischen den Rädern. Mehr als 10000 Produkte - sie füllen acht 600 Liter-Boxen bis über den Rand -, die der Zoll seit Anfang des Jahres aus Containern gefischt hat, landen auf dem Hof an der Duisburger Straße im Schredder.
Sie alle verletzen Patenrechte oder genügen nicht den Anforderungen des deutschen Marktes, enthalten giftige Weichmacher oder spitze Metallteile, an denen sich Kinder verletzen könnten. Beispiel Weihnachtsbeleuchtung. Zollamtmann Alwin Bogan hebt eine Lichterkette aus den Boxen, angeblich ausgelegt für 220 Volt. Den Stecker in die Steckdose zu stecken, traut er sich nicht. "Die wird glühend heiß."
Aufgefallen ist den Beamten die unerlaubte Ware, zu der auch über 1000 nicht zugelassene Laserpointer gehören, bereits auf dem Papier. "Ist die Ware unvollständig gekennzeichnet, fehlt zum Beispiel das CE-Zeichen, schauen wir genauer nach", sagt Bogan. Bestätigt sich der Verdacht, beschlagnahmt der Zoll die Produkte und schickt sie zur Prüfung zur Bezirksregierung nach Düsseldorf. Gibt die das Okay, wandern Plüschtiere, Schnuller oder DVB-T Receiver in den Schredder.
Das Geschäft mit Billigware und gefälschten Markenartikeln boomt. Seit Anfang des Jahres habe der Neusser Zoll bereits doppelt so viele Produkte beschlagnahmt wie im gesamten vergangenen Jahr. Der Großteil der Produkte stammt aus China.
Die Schäden, die in Deutschland allein durch Produktpiraterie entstehen, gehen in die Milliarden. "Betroffen sind selten Luxusartikel", sagt Christine Lacroix, Geschäftsführerin der Plagiarius Consultancy GmbH. "Vielmehr geht es meist um Produkte des täglichen Bedarfs wie Werkzeug oder Sanitärprodukte." Sie warnt: Wer die gefälschte Markenjeans im Ausland in den Koffer packe, müsse damit rechnen, dass verwendete Farben oder Bleichmittel die Gesundheit gefährden.
Dass die in Neuss gefundene Ware Schaden anrichtet, muss Lacroix nicht befürchtet. Zollbeamte überwachen die Arbeit des Schredders. Die Kleinteile wandern in einen verplombten Container und anschließend in die Verbrennungsanlage, das Altmetall zur Wiederverwertung auf den Schrottplatz.