Neuss will die „Tour“ in die Stadt holen
Es gibt schon Pläne, wo das Feld der Tour de France durch die Stadt fahren könnte.
Neuss. Hedwig Claes fände es nicht unsportlich, wenn sich die Stadt nicht darum bemüht, im kommenden Jahr Durchfahrtsort für die Tour de France zu werden. „Sportlich wäre es, wenn wir sagen, wir fördern mit dem Geld den Breitensport“, sagte die Grünen-Politikerin, die damit im Sportausschuss den Punkt traf, der vielen Politikern zu schaffen macht: das Geld. Am Ende gab es ein klares Signal: Ja, Neuss soll sich bewerben und diese Chance nutzen. Doch die Einigkeit bröckelte beim Thema Finanzen.
Für Roland Sperling (Die Linke) gab es dabei auch keine Kompromisslinie. Er misstraut dem Werbeeffekt, den dieses sportliche Großereignis für Neuss haben kann, und stimmte dagegen, als über das liebe Geld zu entscheiden war. Bei Enthaltung der SPD, die diese Frage erst am Freitag im Rat aufrufen wollte, stimmt der Ausschuss mit Mehrheit einem Vorschlag von Ingrid Schäfer (CDU) zu, dem sich auch die Grünen anschließen konnten: Ja, wir sind dafür — wenn es uns nichts kostet. Die 100 000 Euro, die eine solche Durchfahrt des Fahrerfeldes wohl verschlingen würde, sollen einzig und alleine Sponsoren berappen. Punkt.
Das wolle man versuchen, wandte Sportdezernent Matthias Welpmann ein. „Es zu versprechen, wäre aber unseriös.“ Das sah auch Tören Welsch (SPD) so: „Wir können nicht ausschließen, dass im Zweifelsfall städtisches Geld gebraucht wird.“
Mit der Bewerbung zieht Neuss mit anderen Nachbarstädten gleich, die ebenfalls im Juli 2017 von diesem sportlichen Weltereignis berührt sein wollen. Aber anders als Städte wie etwa Kaarst haben die Neusser ziemlich klare Vorstellungen von der Strecke, die das Peloton nehmen soll.
Dabei scheidet die Düsseldorfer Straße etwa wegen der Straßenbahnschienen aus — und ganz Holzheim, weil am 2. Juli 2017, wenn die in Düsseldorf startende zweite Etappe ausgefahren wird, dort Schützenfest ist.
Nein, Überraschungen werden die Tourverantwortlichen in Neuss nicht erleben. Eine auch mit Radsportexperten besetzte Arbeitsgruppe hat im Mai drei Mal die Köpfe über dem Stadtplan zusammengesteckt und einen Vorschlag ausgetüftelt, der, so Welpmann, auch abgefahren wurde. Und sie hat darauf geachtet, dass wichtige Verkehrsadern frei bleiben, damit das Sportereignis nicht mit einem Verkehrsinfarkt einhergeht und für Zuschauer auch mit Bus und Bahn zu erreichen ist. So kommt die Römerstraße zu einem besonderen „Auftritt“.
In dem Wissen, dass das Fahrerfeld nach einer ersten Schleife durch den Kreis Mettmann über die Theodor-Heuss-Brücke nach Niederkassel kommt, setzt der Neusser Vorschlag an der Bataverstraße an. Über Gladbacher-, Römer-, Josef-, Wolbero-, Busch- und Stephanstraße soll es zur Rheydter Straße gehen. Zur Frage, auf welcher Strecke die „Tour“ durch die Innenstadt fährt, hat die Verwaltung vier Alternativen in petto. Denn das ist Vertragsgegenstand. „Wir haben ein Rücktrittsrecht vereinbart“, sagt Welpmann, „wenn die Route nicht durch die Innenstadt führt“.
Ab Friedrichstraße könnte es dann stadtauswärts durchs Dreikönigenviertel und an der Skihalle (Lanzerather Straße) und der Langen-Foundation vorbei Richtung Kapellen gehen. Schließlich sollen auch diese eiligen Gäste in Neuss etwas zu sehen bekommen.