Neusser poliert Altholz wieder auf
Aus einem Garagenverkauf hat Matthias Jegodtka ein Geschäft gemacht.
Neuss/Dormagen. Matthias Jegodtka hat einen langem Atem. 2008 brachte ihm diese Eigenschaft einen ungewöhnlichen sportlichen Titel ein. Bei einem Marathon-Wettbewerb in Frankfurt für Unternehmer und Selbstständige wurde er Erster und erhielt die dafür ausgelobte Trophäe für den „Marathon-Manager“ des Jahres. Doch auch beruflich ist seine Ausdauer für den 43-Jährigen von großem Nutzen. Der Neusser hat aus einem im Jahre 2000 gestarteten Garagenverkauf ein beachtliches Unternehmen für den Verkauf von aufgearbeiteten oder neu gestalteten Möbeln aus Altholz gemacht. Nach einer längeren Zeit auf der Furth ist Jegodtka seit fünf Jahren mit seinem „Wohnpalast“ und drei Mitarbeitern auf 1000 Quadratmetern in Dormagen ansässig — an der Borsigstraße im Gewerbegebiet bei St. Peter.
Der gebürtige Pole, der als Dreijähriger nach Düsseldorf kam und Anfang der 1990er Jahre mit seiner Familie in den Rhein-Kreis zog, hat eigentlich Elektriker gelernt. Sein handwerkliches Geschick kam ihm jedoch auch bei der Weiterentwicklung einer Idee entgegen, die ursprünglich lediglich als Nebenerwerb gedacht war. „Meine Eltern waren Antiquitätensammler, und ich habe eine Kommode meiner Mutter verschönert, die sie verkaufen wollte. Daraufhin kamen so viele Anrufe, dass ich gemerkt habe, wie groß die Nachfrage nach Möbeln aus altem Holz ist“, erzählt Jegodtka. Die Anfänge seien dann trotzdem nicht einfach gewesen. Viele Kenntnisse habe er sich erst aneignen müssen, mit Hilfe von Literatur, aber auch mit der seiner inzwischen verstorbenen Mutter. „Sie kannte sich zum Beispiel gut mit Polituren aus“, so der Händler.
Ein Gespür für gute, alte Stühle, Tische, Sekretäre und andere Stücke bekomme man mit der Zeit, fügt Jegodtka hinzu. Ein Netzwerk aus kleinen Händlern und Privatanbietern hat er sich über die Jahre aufgebaut. Viele Altholzmöbel bekommt er aus ländlichen Gegenden wie der Eifel, aber zum Beispiel auch aus Österreich, von wo er Original-Schränke bezieht. Doch der Unternehmer bietet auch neue Anfertigungen nach Maß aus altem Holz an — vom Waschtisch bis zur Gartenbank. Dazu arbeitet er u.a. mit drei Werkstätten im Ausland zusammen — in Tschechien, Polen und Indonesien. „Bei uns kommt nichts von der Stange“, betont der Neusser. Viele Kunden habe er im süddeutschen Raum, wo Antiquitäten im Schnitt teurer seien als hier. Ein Bioladen aus dem Allgäu etwa habe sich Regale anfertigen lassen.
Die Herkunft des Holzes, das Jegodtka verwendet, ist ebenso unterschiedlich wie interessant. Vieles stammt aus alten Fachwerkhäusern, doch auch Schiffsholz ist darunter. Wichtig sei, dass das Material vor der Weiter- oder Aufarbeitung ganz trocken sei, erklärt der Fachmann. Dieser Prozess dauere mitunter Jahre. Die Altholzmöbel finden übrigens auch in seinem eigenen Zuhause, das er mit Frau und drei Kindern bewohnt, Verwendung. „Ich habe mal durchgezählt und bin auf ungefähr 40 Teile gekommen“, erzählt Jegodtka schmunzelnd.