Neusser sprechen von verdientem Abstieg
Mit zwei klaren 1:5-Niederlagen hat sich Blau-Weiss nach nur einer Saison wieder aus der Tennis-Bundesliga verabschiedet.
Neuss. Die Neusser Tennis-Fans hatten die Hoffnung auf ein weiteres Jahr in der Ersten Bundesliga wohl schon vor dem ersten Ballwechsel in den Wind geschrieben. „Hier ist ja gar nichts los,“ wunderte sich (nicht nur) Sascha Karbowiak. Der Neusser SPD-Chef war am Sonntagmittag zur Jahnstraße gekommen, um dort einen leidenschaftlichen Kampf um den Klassenerhalt zu sehen, nachdem er tags zuvor eine politische Initiative zur „stärkeren Förderung von Bundesliga-Sport“ in Neuss auf den Weg gebracht hatte.
Für den TC Blau-Weiss Neuss kommt dieser Antrag erst einmal zu spät. Mit zwei deftigen Niederlagen — 1:5 bei BW Halle, 1:5 gegen BW Krefeld — am letzten Doppelspieltags-Wochenende verabschiedete sich der Immer-Noch-Rekordmeister nach nur einem Jahr wieder aus der Tennis-Bundesliga. Einen leidenschaftlichen Kampf blieb er dabei zumindest am Sonntag zu Hause gegen Krefeld schuldig.
„Verdient abgestiegen“, lautete deshalb das Fazit von Teamchef Marius Zay nach einer Saison, die trotz des Zwischenhochs mit Siegen in Aachen und Mönchengladbach alles andere als den Erwartungen entsprach. Auch nicht denen von Clinton Thomson. Während es der Teamchef bei den zwei lapidaren Worten beließ, ging der Co-Trainer bei seiner Analyse ein wenig mehr in die Tiefe. „Klar haben uns die Verletzungen von Attila Balasz und Uladzimir Ignatik hart getroffen. Aber wir hatten in den letzten Partien auch nicht die richtigen Spieler, um solche Matches noch einmal herum zu reißen“, stellte der 33-Jährige unumwunden fest. Weshalb auch er Blau-Weiss als „verdienten Absteiger“ einstuft und vorhersagt: „Jetzt wird es spannend, wie es weitergeht.“
Denn ob Unterstützer und Sponsoren nach dem zweiten Abstieg in Folge so bei der Stange bleiben wie vor zwei Jahren, ist in der Tat eine spannende Frage. Für Jürgen Hauck, mit seinen Augenzentren derzeit Hauptsponsor des Bundesligateams, war der Abstieg nicht die logische Folge von spielerischen Unzulänglichkeiten, sondern einer beispiellosen Serie von Pleiten, Pech und Pannen: „Wir hätten nicht mal Glück gebraucht, um drin zu bleiben, sondern einfach nur nicht dieses Pech haben dürfen.“ Dabei denkt er vor allem an den Ausfall von Balasz, der wegen Leistenbeschwerden drei Wochen kein Tennis spielen darf: „Mit ihm an der Spitzenposition wären die letzten drei Spiele anders verlaufen.“
Mag sein. Doch der Ausfall des Ungarn kann die strukturellen Probleme an der Jahnstraße nicht übertünchen. Das größte stellt der nicht bundesligataugliche Etat dar. Mit ein bisschen mehr Geld in der Hinterhand hätte Zay die an den Spitzenpositionen gemeldeten Marius Copil und Hubert Hurkacz vielleicht überzeugen können, den ein oder anderen (zugesagten) Auftritt auch tatsächlich zu vollziehen statt in die USA zu reisen, um dort Turniere zu spielen. Und ein bisschen höhere Siegprämien hätten vielleicht den einen oder anderen Spieler aus seiner Lethargie gerissen. Aufs Ganze gesehen drängen sich für einen Verbleib nur Balasz (der in der Zweiten Liga kaum zu halten sein dürfte) und Bernabe Zapata Miralles auf — alle anderen haben versagt.
Das gilt vor allem für Botic Van De Zandschulp. Was der Niederländer in den letzten Spielen zeigte, hatte mit Bundesliga-Tennis nur entfernt zu tun. Und nicht nur ihm schien die Bedeutung, in einem Team um den Verbleib in der höchsten Spielklasse zu kämpfen, nicht bewusst. Dieser Kader war nicht der, mit dem sich der von Zay vor Saisonbeginn erhoffte und als entscheidend angesehene „Teamspirit“ einstellen konnte. Insofern ist der Abstieg — zusammen mit dem TV Reutlingen — die logische Konsequenz. Den Meistertitel sicherte sich derweil TK GW Mannheim. Die einzigen Siege am Wochenende gelangen im Übrigen jeweils im Doppel Zdenek Kolar/Bernabe Zapata Miralles gegen Halle sowie Frederik Nielsen/Clinton Thomson gegen Krefeld. Beide Neusser Duos setzten sich in zwei Sätzen durch.