Neusser sucht Heilpflanzen
Andreas Alberts reist durch die Welt, um Heilkräuter kennenzulernen.
Neuss. Andreas Alberts sieht die Natur mit anderen Augen. Seit rund 17 Jahren veröffentlicht er Bücher über Wirkstoffe in der Natur — insbesondere über heilende. Für seine insgesamt fünf Publikationen — manche davon sind in mehrere Sprachen übersetzt worden — hat der Neusser bereits zahlreiche Länder rund um den Globus besucht. Alberts’ Arbeit ist detektivisch. Auf Märkten und in der freien Natur begibt er sich auf die Suche. „Zuvor mache ich mir Listen mit den jeweiligen Pflanzen, die ich finden möchte“, erklärt der 52-Jährige. Auch in Gewächshäusern oder Botanischen Gärten geht er seiner Arbeit nach.
Dem Neusser ist es wichtig zu betonen, dass es sich bei der sogenannten Ethnobiologie nicht um Esoterik oder gar um „Hokuspokus“ handelt. Die von ihm aufgeführten Pflanzen seien auch keine Wunderheilmittel oder als Ersatz für die klassische Schulmedizin zu sehen. „Diese Stoffe wirken lediglich unterstützend“, sagt Alberts.
Unzählige Beispiele für Wirkstoffe in der Natur könnte er nennen. Etwa das Johanniskraut, dem nachgesagt wird, leichte Depressionen lindern zu können. „Es erhöht die Lichtempfindlichkeit“, erklärt Alberts. Spannend ist zudem die Geschichte der Eibe, deren Gift bereits die Germanen für ihre Pfeile einsetzten. Kürbis, der die Prostata stärkt, die beruhigende Wirkung von Hopfen — wer Alberts zuhört, dem erscheint die Natur wie ein Medizinschrank. Seine Faszination: „In ihrer langen Evolutionsgeschichte hat die Natur die Möglichkeit gehabt, unheimlich viele chemische Strukturen auszuprobieren. Das ist sehr spannend“, sagt der 52-Jährige.
In seinem ersten Buch aus dem Jahr 2000 widmete er sich psychoaktiven Pflanzen, Pilzen und Tieren. Sein jüngstes Werk, das noch in diesem Jahr erscheinen soll, trägt den Namen „Liebesmittel aus der Natur“. Schließlich haben Pflanzen nicht nur eine heilende Wirkung, sondern auch eine aphrodisierende.
Potenzholz aus Afrika, das die Erektionsfähigkeit verbessern soll, oder der amerikanische Diamanastrauch, der als libidosteigernd gilt — manche Pflanzen, die Alberts nennt, sind gewiss nicht in Europa — und schon gar nicht im Rhein-Kreis — zu finden. „Da muss man schon in die Apotheke gehen“, sagt der Experte, der davon abrät, Heilpflanzen in der Natur zu sammeln: „Es besteht die Gefahr der Schwermetallbelastung. Bei Stoffen aus der Apotheke weiß man zudem, wie hoch der Wirkstoffgehalt ist.“
Alberts hat in Zukunft noch mehr vor, als Bücher zu veröffentlichen. So plant er, eine Online-Datenbank mit sämtlichen Pflanzen und ihren jeweiligen Wirkstoffen aufzubauen. „Diese Datenbank soll auch für den Ottonormal-Nutzer zugänglich sein“, sagt Alberts, der es selbst gerne klassisch hält — mit Pfefferminz- oder Kamillentee.