Neusser Synagoge als Modell im Stadtarchiv zu sehen
Vor 75 Jahren zerstört, ist ein Nachbau jetzt im Stadtarchiv zu sehen.
Neuss. Wenig Darstellungen gibt es von der Neusser Synagoge, ein Foto nach ihrer Zerstörung in der Pogromnacht vom 9. November 1938 existiert nicht. Jetzt aber können die Neusser sich ein Bild von einem großen Modell des Gotteshauses machen, das von 1867 bis 1938 an der Promenade stand.
Auf Initiative und nach umfangreichen Recherchen von Ilija Pekarskij, der vor 15 Jahren von Moskau nach Neuss umsiedelte, hat Franz Naber das Modell gebaut. Am Mittwoch wurde es dem Stadtarchiv übergeben. Groß, filigran und auch ein wenig fremd mutet der Bau aus einer Zeit an, als überall im Deutschen Reich mächtige Synagogen entstanden.
Stadtarchivleiter Jens Metzdorf freut sich über das Geschenk. „Jetzt steht ein detailreiches Modell in einem Haus, das nach vorn guckt“, so der Historiker am Mittwoch.
Ähnlich argumentiert auch der Initiator Ilija Pekarski, Mitglied der Jüdischen Gemeinde: „Wir erinnern uns an Vergangenes und denken an die Zukunft“, übersetzt seine Tochter für ihn.
Die in Neuss zugewanderten Juden fühlten sich in der Stadt zu Haus; „jüdisches Leben wird weiter gelebt“, sagt Wladilaw Korenblum von der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf, zu der auch die Neusser Juden zählen. Erst vor wenigen Tagen hat er bei der Gedenkfeier an der Promenadenstraße an die Schrecken des Holocaust erinnert. Auch die Neusser Synagoge wurde vor 75 Jahren zerstört. Ein Mahnmal an der Promenadenstraße erinnert an den Pogrom und die jüdischen Opfer.
Das große Synagogenmodell ist nun im Stadtarchiv an der Oberstraße zu betrachten. Der Bau einer neuen Synagoge am früheren Platz des Landestheaters an der Drususallee, der vor Jahren noch möglich, zumindest aber erwünscht schien, ist allerdings kein Thema mehr. Bürgermeister Herbert Napp, der das unter der Maßgabe „Stadtreparatur der besonderen Art“ vor mehr als zehn Jahren noch energisch vertreten hatte, sagt am Mittwoch: „Am guten Willen der Beteiligten ist das nicht gescheitert, aber an objektiven Gründen.“ Die etwa 600 Neusser Mitglieder der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf treffen sich seit einiger Zeit in einem eigenen Kulturzentrum, das sie im früheren Kindergarten an der Leostraße eingerichtet haben.