Nach Testkäufen: „Gut“ für Einzelhandel
Schülerinnen bewerten Innenstadthandel in umfangreichem Projekt.
Neuss. Die Testkäufer, die im Rahmen einer Studie des Berufskollegs an der Weingartstraße unterwegs waren, sind knallhart: Wird der Kunde nicht innerhalb von fünf Minuten nach Betreten des Ladens begrüßt, hat der Händler verloren. Das gibt die schlechteste Bewertung auf der Rating-Skala.
Bereits im Vorjahr stellte das Berufskolleg im Rahmen eines Schülerprojekts eine viel beachtete Markterhebung für Neusser Innenstadthändler zur Verfügung. Deren Ergebnisse dienen nun als Ausgangswerte für die aktuelle Erhebung.
Bescheinigt wird dem Einzelhandel nach 452 Testkäufen ein insgesamt gutes Ergebnis, im Vergleich zum Vorjahr sind sogar deutliche Verbesserungen in der Kundenzufriedenheit zu verzeichnen. „In einigen Bereichen ist aber auch noch Luft nach oben“, sagt Projektleiter Klaus-Dieter Schulz. So schnitt die „Preisattraktivität“ nur mit der Durchschnittsnote 3,6 ab. „Aber da haben die Händler durch den Online-Handel immer mehr Schwierigkeiten und den kleinsten Spielraum“, verteidigt der Vorsitzende der Zukunftsinitiative Innenstadt (ZIN), Christoph Napp-Saarbourg, die Neusser Geschäftsleute.
113 Unternehmen aus 21 Branchen wurden im Frühjahr getestet. Unter den 19 Bewertungskriterien finden sich neben der zügigen Begrüßung auch die Art der Gesprächseröffnung, das Erscheinungsbild der Mitarbeiter, Preisattraktivität und Kundenbindung.
Intensiv wurden die Schüler auf ihre Probekäufe vorbereitet. Nach den Testkäufen — jedes Unternehmen wurde an vier unterschiedlichen Tageszeiten besucht — ging für die Protagonisten die Arbeit allerdings erst richtig los. In einer Excel-Datei wurden alle Daten erfasst und mit Hilfe einer vom IT-Bereich des Berufskollegs entwickelten Datenbank-Anwendung individuelle Auswertungen für die Einzelhändler erstellt.
Die Schülerinnen, die die Projektergebnisse jetzt vorstellten, waren bereits bei der Vorbereitung mit einem Einsatz bei der Sache, der sogar ihre Bildungsgangleiterin Angelika Held begeisterte: „Die jungen Damen haben Urlaubstage für das Projekt geopfert und besonders die letzten Tagen von zehn bis 21.30 Uhr in der Schule verbracht.“
„Für die Schüler aus dem Bereich Handel ist der Perspektivwechsel eine wichtige Erfahrung“, sagt Schulleiter Dieter Bollmann. „Sie lernen viel über die Bedeutung ihres eigenen Verkäuferverhaltens.“ Auch der stellvertretende ZIN-Vorsitzende Armin Badort ist froh über das Engagement der Schule: „Das Projekt ist fantastisch. Wir könnten eine so umfassende Studie gar nicht bezahlen.“