Trunkenheit am Lenkrad
Minister beraten über Senkung der Promillegrenze.
Neuss. 1,6 Promille: Erst dann müssen betrunkene Radfahrer derzeit die Polizeikontrolle fürchten, erst dann begehen sie eine Straftat. Das soll sich ändern. Auf ihrer zweitägigen Konferenz beraten die Verkehrsminister von Bund und Ländern über eine Senkung der Promillegrenze für Radfahrer. Im Gespräch ist eine neue Grenze von 1,1 Promille. Für Autofahrer gilt eine 0,5 Promille-Grenze.
Zustimmung für eine Senkung käme auf jeden Fall von der Kreispolizeibehörde. „Es ist begrüßenswert, wenn die Grenze nach unten korrigiert wird“, sagt Polizeisprecherin Diana Drawe. Unfälle mit betrunkenen Radfahrern registriert die Polizei immer wieder. 34 waren es im Jahr 2012 im Rhein-Kreis Neuss, Spitzenreiter war ein Radler aus Dormagen mit einem Wert von 3,07 Promille. Sechsmal stießen betrunkene Radfahrer zusammen. 25 Unfälle gibt es bisher in diesem Jahr. Ein Neusser brachte es auf einen Wert von unrühmlichen 3,09 Promille.
Eine niedrigere Promillegrenze hält auch Heribert Adamsky, Vorsitzender des ADFC in Neuss, für dringend erforderlich. „Wir sind ganz klar gegen Trunkenheit am Lenkrad“, sagt er. Den Rat, nach ein paar Bieren nicht ins Auto zu steigen, sondern das Rad zu nehmen, hält er für gar nicht angebracht. Übrigens sei ein Alkoholgehalt von 1,1 Promille auf dem Rad „immer noch eine ganze Menge“. Gegen einen — noch nicht diskutierten — Vorschlag, die Promillegrenze wie für Autofahrer auf 0,5 abzusenken, werde es vom ADFC jedenfalls „keinen Aufstand geben. Der Radfahrer bewegt sich im Straßenverkehr nicht in einer Wolke.“