Noch immer fehlen 50 Wahlhelfer

In Neuss treten sechs Direktkandidaten und 17 Parteien an. 110 000 Neusser sind wahlberechtigt.

Neuss. 90 Wahllokale stadtweit, davon einige an neuem Standort, dazu 29 Briefwahlbezirke, etwa 110 000 Wahlberechtigte, 15 619 Briefwahlanträge bis gestern Vormittag, und noch immer nicht ausreichend Wahlhelfer für den kommenden Sonntag. Christoph Noeppel, Wahlleiter im Rathaus, sitzt vor einem Berg an Akten, telefoniert im Akkord und sagt doch: „Der ganz normale Wahnsinn.“

Vor ihm liegt ein Musterwahlschein. Sechs Direktkandidaten und 17 Parteien stehen zur Wahl. Noeppel hat schon zahllose Wahlen in der Stadt organisiert, wenn auch nicht in so kurzer Zeit: Wegen des überraschend aufgelösten Landtags blieben nur 60 Tage.

Wirklich Sorgen machen ihm nur die Wahlhelfer, genauer gesagt die noch fehlenden Helfer. 50 Personen werden noch benötigt, um die notwendige Zahl von etwa 1000 zu erreichen. Wer mag, kann sich unter Telefon 90-3210 melden.

Vor fast genau zwei Jahren, am 9. Mai 2010, hatte im Wahlkreis Neuss I wieder einmal die CDU mit Abstand die Nase vorn. Erstmals hatten die Wähler zwei Stimmen abzugeben, eine für den Direktkandidaten, eine für die Partei. Mit 45,6 Prozent holte Jörg Geerlings den Wahlkreis. Deutlich geringer fiel das Zweitstimmenergebnis für die CDU mit 39,7 Prozent aus: ein Verlust gegenüber der Landtagswahl von 2005 von 12,4 Prozentpunkten.

Der Abstieg war deutlicher als im Landesschnitt (- 10,3 Prozent), das Ergebnis selbst wie zu erwarten immer noch über den NRW-Zahlen. Der Abstand im erstmals gezählten Erststimmenergebnis von Geerlings zu seinem Herausforderer Fritz Behrens (SPD) lag bei 14,1 Prozentpunkten.

Wie sich das ändern könnte, ist eine der spannenden Fragen vor der Wahl am Sonntag. Geerlings selbst hat sich sein 2010er Ergebnis zu Maßstab genommen, Reiner Breuer will für die SPD trotz des vor zwei Jahren so großen Abstands um den Direkteinzug kämpfen:

Eine andere Chance hat er nicht, ist er doch ebensowenig auf der Liste abgesichert wie sein Gegenkandidat. Eine Rolle im Erststimmen-Kampf spielt auch der FDP-Kandidat Hermann-Josef Verfürth: Der bekannte und beliebte Arzt aus Holzheim, Schützenkönig von 2008/09, könnte den CDU-Kandidaten durchaus einige Stimmen kosten.

Erzielen die Grünen landesweit ein Ergebnis von 9,5 Prozent, wird Hans-Christian Markert über die Landesliste zum zweiten Mal in den Landtag einziehen. Derzeit sagen die Umfragen einen Wert von 11 Prozent voraus.

Dass die Piraten deutlich zulegen werden, mag wohl niemand bestreiten. Bei der Landtagswahl 2010 erreichten sie in Neuss einen Wert von 2,1 Prozent der Zweitstimmen. Nun tritt der NRW-Spitzenkandidat an.