„Noche Latina“: Kammerkonzert im Regen

Deutsches Kammerorchester und Solisten trotzen mit dem Publikum dem widrigen Wetter.

Neuss. „Wolkenloser blauer Himmel, strahlender Sonnenschein, schöne Menschen und heiße Rhythmen“, diese Beschreibung trifft nach Ansicht von Daniel Finkernagel nur auf das Rheinland und das mit ihm verwandte Kuba zu.

Mit dieser Einleitung beschrieb der Moderator der 14. Klassiknacht im Rosengarten zwar nicht ganz das vorherrschende Wetter am Freitagabend, mit seinen humoristischen Einlagen aber brachte er das trotz der widrigen Verhältnisse wieder zahlreich erschienene Publikum in Stimmung.

Noch bevor der Stargast des Abends, Milagros Piñera Ybaceta, die Bühne betrat, stimmte das Deutsche Kammerorchester Neuss am Rhein (DKN) die Besucher mit George Gershwins „Cuban Ouverture“ auf die musikalisch heiße „Noche Latina“ ein.

Als dann zum ersten Mal bei „Que se me caigan los dientes“ die klare, warme Stimme der brasilianischen Sängerin, Perkussionistin und Gitarristin Milagros Piñera Ybaceta ertönte, war auch der letzte im Publikum im Bann lateinamerikanischer Lebensfreude.

Begleitet wurde die Sängerin vom dem ebenfalls in Kuba geborenen Gitarristen Miguel Leonardo García Pérez, der wie die Sängerin schon seit Jahren in Österreich lebt.

Viel Applaus erntete vor der Pause nicht nur Milagros Piñera Ybaceta mit „Dos Gardenias“ und „Son para amanecer en La Habana“, sondern auch der DKN-Stipendiat Georg Sarkisjan, der in Camille Saint-Saens’ „Havanaise op. 83“ virtuos, beschwingt und leidenschaftlich seine Violine spielte.

Leider hielt die regenfreie Zeit nur bis kurz nach der Pause an. Trotz der ersten Regentropfen schaffte es die Kammerakademie aber, mit „Batuque“ von Oscar L. Fernández und Arturo Máquez’ „Conga del Fuego Nuevo“ die Besucher wieder in die besondere Stimmung der „Noche Latina“ zu ziehen.

Besonders gefühlvoll sang Ybaceta das Stück „Mañana mi Amor“. Den meisten Applaus erntete sie mit ihrem Begleiter aber für „Muchacho Loco“, das sie ohne die Begleitung der anderen Kammerakademie-Musiker vortrug.

Bürgermeister Herbert Napp, dessen passioniertes Rauchen der Moderator immer wieder mit Anekdoten aufgriff, bedankte sich bei Günter Gressler vom Sponsor 3M und vor allem bei der Neusser Kammerakademie, die „Neuss am Rhein in die Welt hinausträgt“.

Als die Kammerakademie dann zum fulminanten Abschluss mit Ravels „Bolero“ ansetzte, waren die Zuschauer so in den Bann der Musik gezogen, dass sie auch der stärker werdende Regen nicht von ihren Plätzen vertreiben konnte.

Nur bei dem traditionellen Abschluss mit Edward Elgars „Pomp and Circum-stance“ hielten die einen oder anderen doch eher ihre Regenschirme in der Hand, anstatt wie gewohnt die Feuerzeuge zu zücken.