Ökumenischer Kreuzweg: Weg des Glaubens durch die Stadt
In Neuss wird über einen ökumenischen Kreuzweg mit sieben Stationen diskutiert.
Neuss. Sieben Stationen soll er haben, Künstler Markus Lüpertz soll ihn mit modernen Skulpturen, Reliefs und Mosaiken gestalten — er soll evangelische und katholische Gläubige gleichermaßen ansprechen. Die Rede ist vom Neusser Kreuzweg. Das Projekt wurde vom evangelischen Pfarrer Jörg Hübner angestoßen und im November dem Kreiskulturausschuss vorgestellt. Noch ist unklar, wie teuer die Errichtung eines solchen Weges wird und ob das Projekt überhaupt realisierbar ist.
„Im Moment ist es bloß eine Vision, die geprüft werden muss“, sagt Jörg Hübner. Man sei dabei, einen Trägerverein zu bilden — mit der Option daraus später eine Stiftung zu machen. „Das wäre ein wichtiger Schritt.“
Der Kreuzweg ist eine gemeinsame Idee der evangelischen Christuskirchengemeinde Neuss und der katholischen Pfarreiengemeinschaft Neuss-Mitte. An öffentlichen Plätzen sollen sieben Stationen errichtet werden. Im Gespräch sind der Platz am Zeughaus, der Durchgang am Sebastianuskloster, die Wiese hinter der Christuskirche, die Fassade gegenüber dem Mahnmal am Platz der alten Synagoge, die Grünfläche an der Dreikönigenkirche sowie der Wendersplatz. „Das sind aber alles nur Vorschläge, die zur Diskussion stehen“, erklärt Hübner. Ziel des Projektes ist es, die beiden Kirchen an gemeinsame Traditionen und Werte zu erinnern und Gläubigen in der Stadt einen Ort für Gebete und Meditation zu bieten.
„Die Idee, einen ökumenischen Kreuzweg mitten in der Stadt mit moderner Kunst einzurichten, ist einzigartig in Deutschland“, sagt Kreisdechant Monsignore Guido Assmann. Er findet das Projekt wichtig, auch wenn die Umsetzung noch auf wackeligen Beinen steht. „Man muss Visionen haben“, sagt er.
Der bekannte Künstler Markus Lüpertz soll den Kreuzweg mit Skulpturen und Plastiken gestalten. Im Kreisausschuss erklärte Hübner, dass der Weg für Lüpertz eine Herzensangelegenheit sei und er bereit sei, größtenteils auf sein Honorar zu verzichten. Dennoch ist bis heute unklar, wie teuer die Anlegung des Weges werden würde. „Wir geben uns eineinhalb Jahre Zeit, danach werden wir die Idee entweder zu den Akten legen oder sie umsetzen“, sagt Hübner. Bereits im April wurde für das Projekt eine Förderung beim Landschaftsverband Rheinland in Höhe von 100 000 Euro beantragt — bislang ohne Zu- oder Absage. Zeitlich ist für Hübner das Jahr 2017 ein mögliches Ziel, zur Feier von 500 Jahren Reformation.
Ilka Werner, Vorsitzende der evangelischen Kirchengemeinden in Neuss, ist vom Projekt Kreuzweg begeistert. „Ich finde die Idee, ein Stück christliche Kunst in die Öffentlichkeit zu holen, faszinierend“, sagt sie. Sie findet es wichtig, über das Thema zu diskutieren und mit den Bürgern ins Gespräch zu kommen. Der Pfarrerin ist jedoch auch klar, dass die Umsetzung nicht leicht wird: „Wenn es nicht klappt, dann eben nicht. Aber gleich nein zu sagen, wäre ja blöd.“
„Das Projekt ist angestoßen und vom Ausschuss zur Kenntnis genommen worden. Jetzt müssen wir abwarten“, sagt Tillmann Lonnes, Kulturdezernent des Rhein-Kreises. Grundsätzlich befürwortet er die Idee, macht aber auch klar, dass große Anstrengungen unternommen werden müssten, um sie zu realisieren. „So etwas muss von der Bürgerschaft mitgetragen werden, auch finanziell“, erklärt Lonnes.