Augustinus-Gruppe Neuss Sasou ist eine sanfte Therapeutin

Neuss · (feb) Pferde wirken auf viele Menschen beruhigend und können in schweren Stunden Trost spenden. Speziell ausgebildete Tiere helfen sogar bei psychischen Erkrankungen wie Depressionen. Miriam Gigas, Diplom-Psychologin im Alexius/ Josef Krankenhaus Neuss unterstützen die Tiere bei ihrer Arbeit.

Miriam Gigas und ihre Stute Sasou helfen Menschen mit Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen.

Foto: Augustinus Gruppe

Direkt am Rhein, etwa 30 Gehminuten von der Psychiatrie entfernt, liegt der Reitstall Schürmann, den die Therapiegruppe einmal pro Woche aufsucht. Sasou, eine achtjährige Stute, wartet auf der Weide. Hinter ihr erstreckt sich die weitläufige Rheinallee. Beim Anblick von Sasou müssen die Patienten meist automatisch lächeln, die Stimmung wirkt gelöst.

Bereits 2017 führte das Alexius/ Josef Krankenhaus Therapiestunden mit den Vierbeinern als Pilotprojekt ein. Ein Jahr später übernahm Diplom-Psychologin Gigas das inzwischen reguläre Angebot und schloss eine entsprechende Weiterbildung mit ihrer Stute Sasou ab. Die Psychologin war schon als Kind pferdeverliebt, nahm früh Reitstunden und besaß bereits mit 16 Jahren ihr erstes eigenes Pferd. Heute verbindet sie ihre Leidenschaft mit dem Beruf. „Es ist nicht selbstverständlich, dass das funktioniert – insbesondere mit dem eigenen Tier. Aber in meinem Fall klappt es wunderbar“, sagt die 49-Jährige.

Ihr Pony der Rasse Connemara eignet sich für diese besondere Aufgabe, denn die irischen Vierbeiner geltenals verlässlich, robust und ehrlich. Nachdem Miriam Gigas mit Sasou die Ausbildung zur Therapie mit Pferden abgeschlossen hatte, sorgte Corona für eine monatelange Zwangspause. Erst im Sommer 2021 startete das Angebot der Neusser Psychiatrie wieder und wird seither rege genutzt. „Unser Team überlegt im Vorfeld, zu welchen Patienten der Privatstation die Einheiten passen und wem sie gut helfen könnten. Es kommt sehr selten vor, dass sie den Besuch im Reitstall ablehnen“, berichtet die Psychologin.

Besonders in Einzeltherapien zeigt sich: der Kontakt zum Tier hilft

Stattdessen blühen sie in der Nähe des Tiers auf. „Es gab Szenen, die haben selbst mich berührt und überrascht“, sagt sie. „Etwa, wenn die Stute von sich aus die Nähe zu einem Patienten sucht. Das macht sie im Alltag eher selten und es ist dann jedes Mal etwas ganz Besonderes zwischen den Beiden zu spüren.“

Dass der Kontakt zum Tier hilft, zeigt sich besonders in Einzeltherapien. So berichtet die Psychologin von einer Lehrerin, die Probleme hatte, sich von ihren Schülern abzugrenzen. „Für sie war die Therapie mit dem Pferd wertvoll, da sie so eigene Bedürfnisse ergründen konnte. Sie lernte bei sich zu bleiben und ihren Blickwinkel anzupassen. Das Pferd bietet da ein ideales Übungsfeld, und es funktionierte“, so Gigas.

Aber auch die wöchentlichen Gruppentherapien haben einen spürbaren Effekt auf die Patienten. Dabei steht nicht das Reiten im Vordergrund, sondern vielmehr die Kontaktaufnahme: „Wir nähern uns dem Tier zuerst, dann kann es zum Beispiel geputzt, gestriegelt oder auch gestreichelt und anschließend geführt werden. Wer möchte, darf sich auch auf dem Pferd führen lassen. Dabei beobachte ich genau, was passiert“, erklärt die Expertin. „Ist der Patient oder die Patientin beispielsweise unsicher und angespannt, überträgt sich das gleich auf das Pferd. Das hilft, die eigene Stimmung und Körpersprache zu reflektieren“, so Gigas. In einer Nachbesprechung werden die Erlebnisse aufgearbeitet.

(NGZ/feh)