Radler sammeln Spenden für gute Zwecke

Die Teilnehmer der „Global Biking Initiative“ fuhren in sechs Tagen von London nach Neuss.

Foto: Andreas Woitschützke

Neuss. Eine große Gruppe Radfahrer in Trikots und mit Begleitfahrzeug: Eine Woche nach der „Tour de France“ konnte Neuss noch einmal ein Radsport-Ereignis in der Stadt begrüßen, doch die „Global Biking Initiative“ kommt ohne Werbe-Karawane. Im Gegenteil. Die Radfahrer dieser Tour sammeln Spenden für verschiedene gute Zwecke. Die Amtssprache der internationalen Truppe ist Englisch, denn die GBI Tour setzt sich aus Vertretern aus 25 Ländern zusammen, bis in den arabischen Raum. Koordiniert wird dieses Netzwerk aus einem Büro an der Bauerbahn heraus.

In sechs Tagen fuhren die 340 Teilnehmer von London über Calais bis nach Neuss. Die Tagesetappen hatten es durchaus in sich, bis zu 200 Kilometer waren zu absolvieren. Aber Fahrradfahren macht glücklich, wie den Gesichtern der Radler abzulesen war, die im Jahnstadion über die Ziellinie fuhren. „In den sechs Tagen ist da eine echte Gemeinschaft zusammengewachsen“, schwärmt der Neusser Tourleiter Michael Leuenberger.

Die Fahrer verbrachten ihre Nächte in Sammelunterkünften wie Turnhallen und die Tage im Sattel. Alles für den guten Zweck, denn der Verein sammelt in Deutschland für die Aktion „Wir helfen Kindern“ des Fernsehsenders RTL. Wolfram Kons, Neusser und RTL-Projektleiter, begrüßte die Finalisten deshalb ebenso wie Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel. Ursprünglich sollte die diesjährige und inzwischen zehnte GBI-Tour in Düsseldorf enden, wo die Idee des „Extrem-Radeln“ für den guten Zweck geboren wurde.

Angefangen hat alles mit einem Kantinengespräch unter Kollegen bei Vodafone, die dem Weihnachtsspeck den Kampf ansagen wollten. Dabei entwickelten die Projektmanager schnell die Idee, daraus ein Wohltätigkeits-Projekt zu machen. Dann ging es an die Planungen und ans Training, denn Radfahren zählte damals noch keiner der Initiatoren um Michael Leuenberger zu seinen Hobbys.

Die erste Tour führte nach London, zum Hauptquartier des Telekommunikations-Konzerns. Sie brachte 20 000 Euro ein. „Dann haben wir einfach weiter gemacht“, erklärt Leuenberger. Das Projekt wuchs. Erst wurde ein Verein gegründet, dann eine ehrenamtlich geführte GmbH mit Sitz in Neuss, die die Touren organisiert. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Seit 2008 konnten fast zwei Millionen Euro eingeworben werden. Und nicht ohne Stolz präsentierte der Tourleiter auf der Bühne im Jahnstadion das rekordverdächtige Spendenergebnis der jüngsten Europa-Tour: 780 000 Euro. Mit dem Geld werden in den 24 Teilnehmerländern Projekte unterstützt. „Eine Gruppe aus Quatar hat in einer Radiosendung mehrere hunderttausend Euro zusammenbekommen“, weiß Leuenberger, andere würden zur Unterstützung der Radler Kekse backen und verkaufen.

Die nächste „GBI-Europa-Tour“ steht schon fest. 2018 geht es in einer Woche mit dem Rad von Göteborg nach Hamburg.