Herr Rosen, Sie sitzen seit 1999 im Rat, gehören zu den langjährigen Stadtverordneten. Gleichzeitig sind Sie mit 44 Jahren der viertjüngste Ratsherr der CDU. Das hört sich doch nicht nur wie ein Widerspruch an ... ?
Interview Sebastian Rosen, CDU-Ratsherr in Neuss „Bürgermeister treibt die Personalkosten“
Interview CDU-Herausforderer Sebastian Rosen über SPD-Amtsinhaber Reiner Breuer.
Sebastian Rosen: Das belegt vor allem, wie die CDU in Neuss mit jungen Leuten umgeht: nicht selten unterirdisch. Anstatt den Nachwuchs zu fördern, werden ihnen Steine in den Weg gelegt.
Sprechen Sie gerade über sich?
Rosen: Mit mir wurde schon unterirdisch umgegangen. Ich gebe zu: Einige Male war ich selbst Schuld. 1999 kam ich als einer von fünf jungen CDU-Stadtverordneten in den Rat. Die Mischung aus Jung und Alt war ausgewogener. Vielleicht war deshalb auch das Niveau höher.
Bürgermeister Reiner Breuer scheint fest im Sattel zu sitzen. Mit welchem Thema würde ein Herausforderer Rosen angreifen?
Rosen: Er ist der Großmeister unter all denen, die die Personalkosten in die Höhe treiben. Dabei ist zu begrüßen, wenn in das Personal im Bereich Sicherheit investiert wird. Für 2019 geht die Verwaltung jedoch von einer Kostensteigerung im Personaletat von 8,23 Prozent gegenüber dem Vorjahr aus. Bemerkenswert dabei ist, dass der Bürgermeister in seinem Dezernat mit durchschnittlich 7,03 Prozent pro Jahr die zweithöchste Steigerungsrate nach dem Sozialetat verantwortet. Das muss der Bürgermeister erklären.
Muss der Bürgermeister nicht auch oftmals Reparaturarbeit leisten, weil ihm das CDU-geführte Rathaus einen Investitionsstau hinterlassen hat? Ein Beispiel ist die Schulsanierung.
Rosen: Es ist wahr, dass Schulgebäude in der Vergangenheit nicht ausreichend saniert wurden. Wahr ist aber auch, dass eine von der CDU angeführte Mehrheit im Rat jetzt die richtigen Beschlüsse gefasst hat. Es kann saniert werden, das Geld liegt bereit. Aber die Verwaltung setzt die Beschlüsse nicht um.
Weil Personal fehlt.
Rosen: Dann muss der Bürgermeister eben für entsprechende Lösungen sorgen. Aussitzen gilt nicht. Bauträger-Modelle bieten sich an, auch können Projekte komplett ausgeschrieben und extern vergeben werden.
Unter dem Aufsichtsratsvorsitzenden Reiner Breuer hat der Bauverein den öffentlich geförderten Wohnungsbau wiederentdeckt ...
Rosen: Es ist unstrittig, dass wir bezahlbaren Wohnraum benötigen. Aber allein darauf zu setzen, ist das falsche Signal. Auf den richtigen Mix kommt es an. Ich wünsche mir, dass Neuss auch attraktiv für Menschen bleibt, die eine frei finanzierte Wohnung suchen und bezahlen können.
Sie waren MIT-Chef in Neuss. Warum melden Sie sich wirtschaftspolitisch so selten zu Wort?
Rosen: Ich werde selten gefragt. Wenn UPS und Brata sich anderswo orientieren, dann heißt das doch: Bestandspflege und Flächenmanagement müssen verstärkt werden. Wir benötigen auch ein stärkeres Bekenntnis zur Industrie.