Stadtentwicklung in Neuss Wendersplatz soll „Knüller“ werden
Neuss · Bürgermeister Breuer reist Ende Mai nach Skandinavien, um Ideen zu sammeln.
. Die Dienstreise führt nach Aarhus. In Verbindung mit dem Besuch einiger Beispiele moderner Schulbauten will Bürgermeister Reiner Breuer Ende Mai einen Abstecher in die dänische Boomtown machen und in der Europäischen Kulturkapitale des Jahres 2017 mit Planungsdezernent Christoph Hölters und Kulturdezernentin Christiane Zangs „Dokk1“ besuchen, die größte Bibliothek Skandinaviens. Die macht seit ihrer Eröffnung im Jahr 2015 international von sich reden, weil sie nicht nur Bücherstube, sondern auch ein multipler Kultur- und Veranstaltungsort ist – und architektonisch ein Erlebnis. Wäre das auch was für Neuss?
„Abkupfern“ will Breuer das Projekt nicht, aber fasziniert ist er schon. Denn er sucht nach einem „Knüller“ für den Wendersplatz. Eine sportliche Nutzung an diesem Scharnier zwischen Altstadt und Hammfeld scheidet aus. Und den Platz für Gewerbe zu reservieren, wie das die CDU jüngst gefordert hat, findet in dem Arbeitskreis, der sich mit der Entwicklung des „Rheinkorridors“ beschäftigt, keinen Widerhall. Gewerbe, so hieß es dort, bringe am Abend keine Belebung. So verständigte man sich beim vorerst letzten Treffen auf drei Eckpunkte: ein attraktiver Platz, darauf ein einzelnes Gebäude (das einen Stadteingang schafft, ohne Blickachsen Richtung Markt zu verstellen) – und eine öffentliche Nutzung.
Ein Bürgerhaus mit kulturellem Angebot soll entstehen
Der Ergänzungsbau für das Clemens-Sels-Museum, den Stephanie Wellens (CDU) oder Roland Kehl (Grüne) für den Wendersplatz ins Gespräch gebracht haben, wird nach Breuers Überzeugung nicht die Lösung sein. Den sehe er – weil die Bodendenkmalpflege eine Ergänzung am bisherigen Standort verhindert – noch am ehesten in Verbindung mit der Museumsinsel Hombroich, sagt Breuer. Er denkt für den Wendersplatz eher an eine Art Bürgerhaus mit hoher Aufenthaltsqualität – und kulturellem Angebot. Andere Nutzungen seien darüber hinaus vorstellbar. Fest steht für ihn aber: „Wir warten nicht auf den weißen Ritter.“ Die Initialzündung, die eine neue Nutzung des Wendersplatzes für die Entwicklung im „Rheinkorridor“ bis zum Rheinparkcenter wäre, könne nur von der öffentlichen Hand initiiert werden.
Entschieden ist nichts, vielmehr werden diese Ideen und Empfehlungen im Vorfeld eines städtebaulichen Wettbewerbes gesammelt und ausgesprochen. Der kommt erst noch und soll auch verkehrliche Aspekte (einschließlich der Parksituation) berücksichtigen. „Die Diskussion um den Wendersplatz ist aber eröffnet“, sagt Breuer.
Wie schon im Masterplan „Neuss an den Rein“ angelegt, wird diese Debatte aber nicht isoliert geführt. Deswegen nimmt der nicht-öffentlich tagende Arbeitskreis „Rheinkorridor“ auch Galopprennbahn, Kirmesplatz und die verbliebenen Freiflächen im Hammfeld II in den Blick. Spannendster Punkt ist dabei die Frage, ob der Kirmesplatz über die Langemarckstraße hinweg in jenen Teil des Rennbahnparks verlegt werden kann, wo sich – entlang der Stresemannallee – heute Stallungen befinden. Spannend deshalb, weil damit die Fläche im Hammfeld, die für eine Entwicklung zur Verfügung steht, von 3,5 auf acht Hektar wachsen würde. Hätte man sich schon 2016 einer solchen Betrachtung gestellt, klagen die Grünen, wäre die Fläche vielleicht doch groß genug für einen Medizin- und Biotechnologiepark gewesen – an dessen Realisierung derzeit die Stadt Kaarst arbeitet. „Wir bedauern sehr“, hält Roland Kehl fest, „dass die Verwaltung an diesem Projekt nicht hartnäckiger dran geblieben ist.“