Heimische Bier-Produktion in Neuss Norfer braut Bier in der Küchenecke
Norf. · Jan Piatkowski produziert in seiner „Mikro-Brauerei“ ein Getränk mit historischem Namen.
Eine Brauerei sieht anders aus. Doch die wesentlichen Geräte und Zutaten sind bereitgestellt. Verkauft wird auch nichts, aber im Freundeskreis dafür kräftig probiert. Denn die Ideen rund ums Bier sind unerschöpflich. „Man soll nicht auf Quantität gehen, sondern auf Qualität“, sagt Jan Piatkowski.
Wenn einer in seiner Küche, ausgestattet mit einem 28-Liter-Einkochtopf, zwei 35 Liter fassenden Eimern, einem Maischepaddel und einem Thermometer aktiv wird, muss es sich um etwas ganz Besonderes handeln. Beim Norfer Familienvater Jan Piatkowski (42) ist es das Bierbrauen, das er nicht den überregionalen Großbrauereien und den regionalen Hausbrauereien allein überlassen will. Er meint, mit den industriellen Bierbrauern die Richtigen zu treffen, wenn er urteilt: „Wenig Vielfalt im Geschmack, konturenlos, ohne Charakter.“
In seinem Küchenwinkel, den er selbst als „Mikro-Brauerei“ bezeichnet, läuft das ganz anders. Der als strategischer Berater für Digitalisierung und Kommunikation arbeitende Tüftler hat vor drei Jahren mit dem Erwerb einer „Besserbrauer-Box“ seine Idee gestartet. Heute schöpft er im Brauwesen bereits aus dem Vollen. Bis zu 20 Rezepte sind allein für das niederrheinische Kultgetränk Altbier auf dem Markt.
Manchmal erschlage einen beim erwartungsvollen Biergenuss die Kohlensäure, bemängelt Piatkowski, und es fehle die nötige Hopfennote. Auch das deutsche Reinheitsgebot von 1516, im heimischen Bierland stolz als Alleinstellungsmerkmal hochgehalten, bekommt sein Fett weg:
Jan Piatkowski nennt
sein Bier „Nor Apa“
„Mittlerweile gibt es in der Brauerei-Szene dazu eine kritische Diskussion.“ Mit der Auflage nur Wasser, Hopfen, Malz und Hefe zuzulassen, sei die Sortenverengung programmiert, moniert der Hobby-Brauer. Außerdem gebe es bei jeder dieser Ingredienzien große Varianzen. Einst wurde das deutsche Reinheitsgebot erlassen, ist in Norf zu erfahren, um den Panschern beizukommen. Dabei hätte es zu allen Zeiten auch andere gute Biersorten gegeben, um nur allein das schmackhafte Kräuterbier zu nennen.
Jan Piatkowski wollte der Angelegenheit auf den Grund gehen. Mit vier Litern pro Braugang hat er mit den Sorten „Pale Ale“ und „Brown Ale“ per Heimbrauen erste wertvolle Erfahrungen gesammelt. Die Regionalität eines Biers schiebt er mit der Bezeichnung „Nor Apa“ in den Vordergrund. „Das ist ein alter Name für Norf. Nor bedeutet Felsen und Apa Wasser“, erklärt er. Das Fertigset der „Besserbrauer-Box“ reichte dem innovationsfreudigen Bierkocher bald nicht mehr. Für die geringen Mengen war der Aufwand einfach zu hoch, und so sind Braugänge mit 20 Litern heute der Normalfall.
Da will einer auf seine Art die Geschichte des Biers in Norf weitererzählen. Historische Fixpunkte gibt es genug, ob es nun die römischen und französischen Besatzungen sind oder die bekannten vier Höfe. Seine anderen Hobbys sind Laufen, Fotografieren und Engagement im Lokalen. Mit einem Plan kommt er aber wieder zum Bier: „Ich möchte in unserem Kleingarten Hopfen anbauen.“