Luftreinheit in der Stadt Neuss verbessert Teurere Tickets durch EU-Quote?
Neuss. · Umstellung auf alternative Antriebe soll schneller kommen. Stadtwerke sind (noch) gelassen.
Zum ersten Mal seit in Neuss die Luftqualität überwacht wird, werden an der Messstelle Friedrichstraße die Grenzwerte für Stickstoffdioxid (NO2) eingehalten. Das geht aus dem am Dienstag vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) veröffentlichten Jahresbericht zur Lufthygiene hervor, der landesweit eine leichte Verbesserung der Luftqualität dokumentiert.
Der Europäischen Union aber geht die Entwicklung offenbar nicht weit und nicht schnell genug. Denn das Europa-Parlament hat unmittelbar vor den Osterfeiertagen ein Gesetz beschlossen, das den Kommunen verbindliche Quoten für klimafreundliche Fahrzeuge vorschreibt. Demnach muss bis zum Jahr 2025 der Anteil sauberer und energie-effizienter Busse im Nahverkehr bis auf 45 Prozent angehoben werden, bis 2030 sollen gar 65 Prozent der Busflotten elektrisch oder mit Wasserstoff- beziehungsweise Biogas-Antrieb unterwegs sein.
An diesen Vorgaben übt der Deutsche Städtetag massive Kritik. Es sei zu befürchten, so Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy, „dass das ÖPNV-Angebot langfristig teurer wird oder sogar reduziert werden muss“, sagt er. „Das wären genau die falschen Signale“, sagt Dedy, denn für eine Verkehrswende müsse gerade jetzt der ÖPNV ausgebaut und attraktiver werden. Problematisch an der Richtlinie ist ferner, dass es derzeit nur wenige marktreife Modelle für emissionsfreie Busse gibt – die zudem deutlich teurer als solche mit Diesel-Aggregaten sind. Das kann auch Stadtwerke-Sprecher Jürgen Scheer bestätigen. Als das Unternehmen im Vorjahr – als erster Verkehrsdienstleister am Niederrhein – einen Elektrobus anschaffen wollte, sei nach europaweiter Ausschreibung nur ein einziges Angebot von einem deutsch-türkischen Konsortium abgegeben worden.
Dieser Bus wurde im November in die Flotte übernommen und ist seitdem im Testbetrieb eingesetzt. Erst wenn der abgeschlossen ist, so Scheer, würden die Stadtwerke entscheiden, ob sie die Kaufoption für zwei weitere Elektrobusse wahrnehmen. Dann könnte die Linie 842 (Lukaskrankenhaus-Rheinparkcenter) als erste komplett elektrisch betrieben werden.
Aber richtig glücklich scheint das Unternehmen mit dem E-Bus nicht zu sein. „Die Technik ist nicht ausgereift, aber das wussten wir auch“, sagt Scheer. Der Bus werde daher eher selten im Linienbetrieb eingesetzt. Um parallel noch andere Antriebstechnologien wie Erdgas oder Wasserstoff zu testen, seien die Stadtwerke Neuss am Ende doch zu klein, sagt Scheer. Man verfolge aber die Entwicklung und die Erfahrungen anderer Unternehmen mit diesen Antriebsarten interessiert.
Die Umrüstung der Busflotte ist schon Teil eines seit Inkrafttreten im Jahr 2013 mehrfach erweiterten Luftreinhalteplanes, für den die Stadt mit der Bezirksregierung rund 60 Einzelmaßnahmen vereinbart hat.
Außerdem werden Anstrengungen unternommen, um – etwa durch die Einrichtung einer Mobilitätsstation – die Nahmobilität umweltfreundlicher zu organisieren. Ziel bleibe es, so erläutert es Stadtwerke-Vorstand Stephan Lommetz, die Busflotte „zunehmend zu elektrifizieren“ – auch ohne EU-Quote.