Rennbahn in Neuss Ideen für Nutzung der Rennbahn

Neuss. · Der Beteiligungsausschuss stimmt ergebnisoffenen Gesprächen zu, gibt aber kein Vertragsziel vor. Neuss Marketing als Verpächter der Rennbahn sieht große Schwierigkeiten für eine mögliche Wiederaufnahme des Rennsportes voraus.

Die Übergänge zum Innenraum der Rennbahn wurden gerade neu befestigt, die Bahn selbst wird seit drei Monaten weder genutzt noch gepflegt. Wer die Pflege und Herrichtung im Fall einer Wiederaufnahme des Galoppbetriebes regelt und bezahlt, muss noch verhandelt werden.

Foto: Andreas Woitschützke

Die Tür für den Galopprennsport in Neuss steht wieder einen winzigen Spalt weit offen. Bei nur einer Gegenstimme sprach sich der Beteiligungsausschuss als Gesellschafterversammlung von Neuss-Marketing am Mittwochabend dafür aus, dem noch jungen Verein „Galoppclub Neuss Niederrhein“, der acht Galopprenntage im Jahr auf der Anlage ausrichten möchte, ein Gespräch anzubieten. Das soll ergebnisoffen geführt werden, das Wort Verhandlungen wird tunlichst vermieden. Im August sollen Kämmerer Frank Gensler und Jürgen Sturm von Neuss-Marketing, die Verhandlungsführer der Stadt, der Politik berichten.

Schon vor dem Gespräch steht fest: Die Weiterentwicklung der Rennbahn zu einem Familienpark für alle Generationen hat für die Politik Priorität. Die Planungen dafür laufen und sollen auch auf keinen Fall aufgehalten werden, betont die CDU-Fraktionsvorsitzende Helga Koenemann. Bis es aber so weit ist, sollen Zwischennutzungen möglich sein, die am Ende Neuss Marketing, dem Pächter der Rennbahn, Geld einbringen und helfen, die Anlage in Schuss zu halten. „Es wäre nicht zu vermitteln“, sagt sie, „so eine Chance nicht zu nutzen.“

CDU und Grüne hatten in einem Antrag von Verhandlungen mit dem Ziel gesprochen, „einen Vertrag über die Fortführung des Trainingsbetriebes und die Durchführung von acht Renntagen auf der Rennbahn über zunächst zwei Jahre abzuschließen“ – und ein Sonderkündigungsrecht vorzusehen. Doch weil über diesen Antrag im Beteiligungsausschuss nicht abgestimmt wurde, entfällt diese Zielvorgabe.

Marc Troellsch, Präsident des Galoppclubs, ist damit einverstanden. Ein gültiger Ratsbeschluss legt fest, dass nach dem 31. Dezember 2019 keine Galopprennen mehr stattfinden können. Die Gesprächsbereitschaft der Stadt eröffnet ihm nun die Möglichkeit, auf Sponsoren und den Dachverband für den Galopprennsport zuzugehen – ohne mit leeren Händen dazustehen. Beim Thema Verzicht auf den Trainingsbetrieb sei er kompromissbereit, sagt Troellsch, dessen größte Aufgabe es sein wird, ein neues Finanzierungskonzept vorzustellen. „Wir sind uns bewusst, dass uns nichts geschenkt wird“, sagt er.

Stadt will keine finanziellen Verpflichtungen eingehen

Dass sich für die Stadt aus der Fortsetzung des Galopprennsports keinerlei finanzielle Verpflichtungen oder Risiken ergeben, ist für die Politik eine Grundvoraussetzung. Das macht es für den interessierten Verein nicht einfacher.

Neuss Marketing Geschäftsführer Jürgen Sturm hat die Sache schon mal grob durchgerechnet und kommt zu dem Ergebnis, dass „eine Wiederaufnahme des Galopprennsports wirtschaftlich und organisatorisch sicherlich schwer darstellbar“ sein dürfte. Er stützt seine Annahme auf mehrere Aspekte: Die Sandbahn wird seit Monaten nicht mehr genutzt und damit auch nicht mehr gepflegt, die Stallungen und Wohnungen seien guten Gewissens nicht mehr vermietbar, die ehemaligen Büros des insolventen Neusser Reiter- und Rennvereins anderweitig vergeben worden. Zudem ist der Umgang mit der städtischen Flutlichtanlage zu klären, die nicht kostenlos eingeschaltet wird.

Auch mit den Gastronomen auf der Rennbahn würde sich der Verein einigen müssen. „Diese begrüßen jedoch die Beendigung der Rennveranstaltungen.“, sagt Sturm.

Hinzu kommt, dass das Konzept, das der Galoppclub vor der Corona-Pandemie entwickelt hat, auf die neuen Bedingungen angepasst werden muss – und niemand weiß, wann es wieder Renntage mit Publikum geben kann.