Reuschenberger suchen Einkaufs-Lösung

Nach der Schließung der Kaiser’s-Filiale gibt es bis Herbst keinen Vollsortimenter mehr.

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Neuss. Für Ute Winzek endet jede Einkaufstour mit Rücken- und Knieschmerzen. Seit der plötzlichen Schließung des Kaiser’s-Marktes in Reuschenberg am 18. Juni muss die 68-Jährige zwei- bis dreimal nach Weckhoven gehen, um das Nötigste einzukaufen. Wasser trinkt sie nur noch aus der Leitung, um die schweren Flaschen nicht auch noch schleppen zu müssen.

Das Problem: In Reuschenberg gibt es derzeit keinen Vollsortimenter. Die Fertigstellung des Neubaus für den geplanten Rewe- und DM-Markt auf der Reuschenberger Festwiese ist frühestens für Spätherbst dieses Jahres geplant. „Ich habe mir eigentlich gewünscht, dass der Kaiser’s-Markt so lange zur Verfügung steht, bis der neue Markt fertig ist“, sagt Ute Winzek — und spricht damit vielen Reuschenbergern aus der Seele. Gerade für ältere Menschen sei die aktuelle Situation untragbar. Vor Kurzem hätten zwei ältere Damen weinend vor dem geschlossenen Kaiser’s-Markt gestanden. Ute Winzek selbst braucht für eine Strecke zum Netto-Markt in Weckhoven bis zu einer Dreiviertelstunde.

Die Reuschenberger wollen eine zeitnahe Lösung — die soll am morgigen Donnerstag um 19 Uhr im Pastor-Bouwmans-Haus durch gemeinsamen Austausch gefunden werden. „Unsere Verantwortung ist es, unseren weniger mobilen — und damit auch regional und umweltschonend einkaufenden Nachbarn preisgünstige Einkaufsmöglichkeiten zu erhalten. Die notwendige Zwischenlösung werden wir finden“, sagt Stephan Thönnessen, Initiator der Veranstaltung. Er habe zwar bereits eine grobe Idee, wie man das Problem bis zur Öffnung des Neubaus eindämmen könne, diese will er jedoch erst morgen im Gespräch mit den Anwohnern kommunizieren. Nur so viel verrät er: Die Lösung basiert auf Nachbarschaftshilfe.

Der eingerichtete Bringservice des Holzheimer Rewe-Marktes, der auch den Neubau auf der Reuschenberger Festwiese führen wird, erfreut sich in Reuschenberg indes keiner großen Beliebtheit. Nach Informationen des Marktleiters hätten seit der Kaiser’s-Schließung nur rund fünf Reuschenberger den Dienst in Anspruch genommen. Für viele abschreckend ist die Gebühr in Höhe von fünf Euro, die pro Lieferung erhoben wird. „Der Lieferdienst löst zwar das Versorgungsproblem, aber gerade für ältere Menschen ist Einkaufen auch ein wichtiger Aspekt zur Teilnahme an der Gesellschaft“, sagt Thönnessen, der sich mit seinem Anliegen auch an die Stadt wandte.

Er erhielt die Information, dass derzeit ein ganzheitliches Gestaltungskonzept für den Bereich erarbeitet wird. Dies müsse jedoch noch mit den Mitgliedern des Arbeitskreises abgestimmt werden. Parallel dazu erstelle die Stadt ein gesamtstädtisches Einzelhandelsgutachten, in das auch Reuschenberg einbezogen ist. Das bisherige Ladenlokal des Kaiser’s-Marktes wird nach Auskunft der Wirtschaftsförderung neu vermietet. Ab August soll dort, zunächst probeweise, ein Obst- und Gemüsehändler eröffnen — aber eben kein Vollsortimenter.