Rhein-Kreis Neuss: Steinzeitfunde in Garzweiler II
Fund: Im Tagebau GarzweilerII wurden 30 Gräber aus der Jungsteinzeit entdeckt und geborgen.
Rhein-Kreis Neuss. Wo riesige Schaufelradbagger sonst täglich Unmengen an Braunkohle abbaggern, waren vor kurzem Arbeiten feinerer Art notwendig: Im Tagebau Garzweiler II wurde im Raum Holz bei Jüchen ein etwa 7000 Jahre altes Gräberfeld aus der ältesten Periode der Jungsteinzeit entdeckt.
"Das war purer Zufall", berichtet Alfred Schuler vom Amt für Bodendenkmalpflege beim Landschaftsverband Rheinland (LVR), der für alle Grabungen in Garzweiler II zuständig ist. "Einer unserer erfahrenen Baggerfahrer stieß vor einigen Wochen auf den Fund, als er einen Sicherheitsdamm an einer Tagebauböschung aufschüttete. Zum Glück arbeitet der Mann schon seit Jahren für uns, sonst wäre ihm das vielleicht nicht aufgefallen", erläutert Schuler. Dank seines archäologisch geschulten Auges seien dem Baggerführer rechteckige, dunkelbraune Verfärbungen in der Erde aufgefallen. "Schnell wurde deutlich, dass es sich um bandkeramische Bestattungen handelte."
Nach dem Fund musste alles ganz schnell gehen, denn genau an dieser Stelle wollte RWE-Power absehbar mit den Kohle-Grabungen beginnen. "Entsprechend schnell haben wir mit der Uni Köln das Ausgrabungsprojekt ins Leben gerufen und innerhalb von etwa drei Wochen alle Funde geborgen", erzählt Alfred Schuler.
Neben Keramikgefäßen, Malsteinen und Feuersteinspitzen zogen vor allem die 30 Gräber die Aufmerksamkeit der Archäologen auf sich. "Diese Grabstätte ist die nördlichste aus der Jungsteinzeit und daher ein außerordentlich seltener Fund im Rheinland", erklärt Schuler: "Damit hat der Ort Holz einen dauerhaften Platz in der archäologischen Wissenschaft sicher."
Bislang waren im Rheinland vermehrt Siedlungen, aber keine Grabfelder aus der Jungsteinzeit gefunden worden. "Wir haben uns immer schon gefragt, wo die Menschen zu dieser Zeit bestattet wurden." Schade sei nur, dass keine Skelette gefunden wurden, weil zuviel Zeit vergangen sei.
Nach der Bergung wurden die Grabstätten ins Rheinische Landesmuseum nach Bonn transportiert und dort gelagert. Wie Alfred Schuler erklärt, werden die Funde dort in behutsamer Kleinarbeit freigelegt und im Anschluss gehärtet. "Sonst würden diese Stücke schnell zerfallen."