Streit um Mehrzweckhalle in Neuss Eissportler wollen Halle behalten

Reuschenberg. · SPD regt den Umbau der Eissport- zu Mehrzweckhalle an. Neusser Eissportler sind dagegen.

Die Vereine sehen Produktionen wie die Eismärchen des Neusser Schlittschuhclubs gefährdet, wenn sie sich die Halle mit anderen Sportarten teilen müssen.

Foto: Woitschuetzke,Andreas (woi)

Der Neusser Schlittschuhclub (NSK) will im Herbst die Weihnachtsgeschichte nach Charles Dickens als Eismärchen aufführen. Zum Gegenstand eines Wahlkampfgezerres werden will er nicht. Doch genau das ist geschehen. Denn die SPD hält an ihrer Absicht fest, die Eissporthalle zu einer Multifunktionshalle zu machen, und die CDU schlägt sich demonstrativ auf die Seite aller Kufenflitzer. „Über 800 Sportler der Eissportvereine sind mehr als beunruhigt, dass jetzt ihr Sport Opfer der Reiner-Breuer-Ruhmeshalle werden soll“, stellt die Fraktionsvorsitzende Helga Koenemann fest. „So geht es nicht.“

Bürgermeister Breuer hatte schon vor zwei Jahren die Idee platziert, eine Mehrzweckhalle zu bauen. Damit reagierte er auch auf die gutachterlichen Empfehlungen im neuen Sportentwicklungskonzept und den Wunsch des Stadtsportverbandes. Als Standort wurden der Wendersplatz und der Rennbahnpark vorgeschlagen, erinnert Sascha Karbowiak. „Dieser Vorstoß wurde bekanntlich von der CDU und den Grünen abgelehnt“, hält der SPD-Parteivorsitzende fest.

Das geschah auch mit dem Antrag, den die SPD im November dem Sportausschuss vorlegte. Eine Machbarkeitsstudie sollte in Auftrag gegeben werden, um eine „multifunktionale Nutzungserweiterung der Eissporthalle zu prüfen“. Das sei bereits erfolgt, stellte damals Ingrid Schäfer fest. Denn schon der Neusser Handballverein hatte mit der Idee geliebäugelt, die Eishalle auch für seinen Sport zu nutzen.

Die SPD schimpfte über die Blockadepolitik der Koalition, Helga Koenemann schimpft zurück: „Die vom SPD-Bürgermeister geführte wilde Suche nach einer Multifunktionshalle wird immer destruktiver.“

Weil die SPD ihre Idee mit Presseveröffentlichungen und in den sozialen Netzwerken weiter „aktiv befeuert“, wie es NSK-Präsident Ulrich Giesen feststellt, hat er die Initiative ergriffen und die Parteien zu Gesprächen eingeladen. Die CDU war schon da, die SPD-Führungsspitze hat sich am Donnerstagabend in der Halle angekündigt. Bis jetzt wurden nur seitenlange Schreiben untereinander ausgetauscht.

Giesen hofft, mit dem Ortstermin das Thema aus der Welt schaffen zu können. Sein wichtigstes Argument: „Es gibt in ganz Europa keine Eissporthalle, die multifunktional genutzt wird“. Denn das eine sei „eine sportartenspezifische Sporthalle für Training, Breiten- und Leistungssport sowie Wettkämpfe“, das andere „eine Eventhalle mit dem Schwerpunkt auf Zuschauerränge“. Beides zusammen gehe nicht. „Wenn die Halle mit anderen Sportarten geteilt werden muss, dann reduzieren sich die Eiszeiten und ein regulärer Eissport in Neuss ist nicht mehr
möglich.“

Dass die SPD „nur“ von einer Machbarkeitsstudie spricht, macht die Sache für Giesen und Andreas Schrills vom ebenfalls betroffenen Eishockey-Verein nicht besser: „Machbarkeitsstudien macht man nur, weil man es auch machen will.“ Unter dem Strich aber würden solche Debatten, die ja nicht zum ersten Mal losgetreten werden, nur die Verunsicherung
schüren.