Schützen haben ein eigenes Festbier

Hergestellt wurde es in der Hausbrauerei „Im Dom“.

Foto: André Duhme

Neuss. Die Deutschen trinken immer weniger Bier? Nein! Eine von einem unbeugsamen Feier-Stamm bevölkerte Stadt hält dagegen. Zumindest dann, wenn in Neuss die Tage der Wonne beginnen. Das Bier gehört zum Schützenfest wie die Zigarette zu Herbert Napp.

Foto: André Duhme

Jetzt bekommen die Schützen sogar ihr eigenes Schützenbräu, ein untergäriges Alt, eine Mischung aus Alt und Pils, gebraut in der ältesten Neusser Hausbrauerei „Im Dom“.

Foto: André Duhme

Die Bügelflasche fasst 0,33 Liter. In Anlehnung an das Gründungsjahr des Neusser Bürger-Schützen-Vereins (NBSV) ist die Produktionsmenge auf 1823 Kästen limitiert. Der Kasten mit zehn Flaschen kostet zehn Euro.

Mit der Traditionsbrauerei an der Michaelstraße war schnell ein passender Partner gefunden. Dem Schützen-Komitee wurde die Idee Anfang Juni präsentiert. Die Vorbereitungszeit war knapp, denn das fast fertige Bier muss im Reifeprozess rund vier Wochen nachgären.

„Das war schon eine konzertierte Aktion und wir standen ganz schön unter Dampf. Aber jetzt sind wir auch stolz, dass alles geklappt hat“, freut sich Simon Kohler. Der Uedesheimer Unternehmer fungiert seit Mai als Repräsentant des NBSV für den Bereich Marketing und Merchandising.

Das Ergebnis ist vor allem Braumeister Michael Jovy vom Dom zu verdanken, der mit viel Herzblut und Leidenschaft an das Projekt heranging.

Ein passendes Etikett mit Schützenlogo musste entworfen werden, Kästen und Flaschen fehlten. „Das war alles gar nicht so einfach, schließlich bin ich bei Brauereien in Süddeutschland fündig geworden. Unter Hausbrauern hilft man sich gern“, erzählt Jovy, der in seinen Anfangszeiten sein Bier auch schon mal in der heimischen Badewanne braute.

Vor allem aber musste eine Biersorte entwickelt werden. „Ein Dunkles sollte es schon sein“, sagt Jovy, der selbst in Bad Neuenahr-Ahrweiler aktiver Schütze ist. Da der Trend zum Pils gehe, habe er sich letztlich für ein untergäriges Alt entschieden. Das Malzrezept vom Alt wird dabei mit der untergärigen Hefe vom Pils kombiniert. Das Schützenbräu hat eine ähnlich dunkle Farbe wie das Altbier vom Dom, aber einen eher herben Pils-Geschmack.

Innerhalb des Reinheitsgebots sind 28 Milliarden Kombinationen möglich. Jovy: „Wie es am Ende schmeckt, wusste ich am Anfang auch nicht.“ Der Alkoholgehalt liegt bei 4,9 Prozent.

„Wir haben überlegt, was wir den Schützen verkaufen können. Der Konsum von Bier ist ja kein unwesentlicher Faktor des Schützenfestes“, sagt Simon Kohler.

Einen ersten Eindruck vom Geschmack des Bieres konnten sich die Neusser Schützen bereits beim Königsehrenabend verschaffen. Am Wochenende wurden die Etiketten für die große Produktion dann einzeln auf die Flaschen geklebt, die einzeln abgefüllt werden mussten.

Seit gestern ist das Bier im Handel. Es ist bei Getränke Hilgers in Neuss, der SKG Kaarst und Getränke Ehl in Hoisten erhältlich. Vorbestellungen gibt es bereits reichlich. Der Verkaufserlös fließt in die Schützenkasse, um auch den steigenden Kosten Rechnung zu tragen.

Das Neusser Schützenbräu soll keine einmalige Produktion bleiben. Im kommenden Jahr wird es eine Neuauflage geben.