Königsehrenabend in Neuss Filmpremiere für den Königsorden
Neuss · Die zweite Generalversammlung der Neusser Schützen – der Königsehrenabend –, war reich an Emotionen. Ein Höhepunkt war ein Film, mit dem Schützenkönig Marc Hillen seinen Königsorden vorstellte.
Eine Stunde später als angekündigt rückte am Samstagabend das Neusser Regiment Richtung Innenstadt ab. Hinter den Bürgerschützen lag da ein denkwürdiger Königsehrenabend mit lang anhaltendem Beifall für Oberst Bernd Herten, einer gefeierten Rede von Schützenkönig Marc Hillen und einer echten Premiere. Denn Marc I. stellte seinen Königsorden nicht in Worten sondern – erstmals – mit einem Film vor, der in St. Quirin gedreht worden war.
Martin Flecken, Präsident des Neusser Bürger-Schützen-Vereins (NBSV), war mit dem Komitee pünktlich zu dieser zweiten Generalversammlung zum Klang des „Neusser Schützenmarsch“ in die Stadthalle eingezogen, wo er zuerst den eine Woche zuvor ohne Gegenstimme wiedergewählten Oberst Bernd Herten begrüßte. Lang anhaltender Beifall brandete auf – demonstrative Rückendeckenung für den Regimentschef und zugleich ein Ende der Diskussion, die seine Rede ausgelöst hatte. Die Majore und Hauptleute waren nicht so pünktlich, sondern ließen auf sich warten. Vermutlich weil es vor der Stadthalle, wo Hunderte Schützen feierten, einfach nur schön war, nachdem nach einem verregneten Tag doch noch die Sonne hervorgekommen war.
Flecken betonte in seiner Ansprache, in der er vor allem Grenadiere und Jäger als Gründungskorps der Neusser Bürgerschützen begrüßte, die Weltoffenheit der Stadt. An Flüssen gelegene Städte wie Neuss seien nicht nur oft alt, sondern „fast immer auch ein Schmelztiegel“, sagte Flecken, der die integrative Kraft des Schützenwesens hervorhob.
Dann durfte Marc Hillen, Schützenkönig im 200. Jahr des Vereinsbestehens, zu den Klängen des preußischen Präsentiermarsches einziehen. Donnernder Applaus begrüßte ihn. Eine launige Laudatio auf den Jubiläumskönig hielt Mario Meyen, NBSV-Vizepräsident und Schützenkönig der Stadt Neuss 2006/2007. Er skizzierte Marc Hillen mit den drei Feldern Sport – Kirche - Beruf. Sport: Angespornt von seinem Vater Theo, der sich als Torwartlegende den Namen „Alligator“ verdiente, stellte sich Marc selbst auch zwischen die Pfosten.
Hillen warnt vor
Spaltung der Gesellschaft
Das hat ihn geprägt, Sport hat bis heute neben Bergwandern einen hohen Stellenwert. Kirche: In Erfttal war er in der katholischen Jugend unter dem damaligen Pfarrer Jochen Koenig ein Aktivposten, der Jugendfahrten mit bis zu 200 Teilnehmern betreute. Beruf: Der 53-Jährige beschäftigt sich seit 35 Jahren mit Design und Markenstrategie und ist Vorstand einer Gesellschaft für Unternehmensbeteiligungen. „Temperamente und Neigungen der Kunden spielen dabei eine große Rolle, ohne sich anzubiedern“, umriss Mario Meyen eine Charaktereigenschaft des Schützenkönigs.
Das wurde in der Entgegnung Marc Hillens einmal mehr deutlich: „Die grandiose Arbeit unserer Väter und Vorväter wird immer mehr abgewirtschaftet“, sagte er sorgenvoll über ein Land, dass „von Fehlentscheidung zu Fehlentscheidung schlittert“. Hillen warnte vor einer Spaltung der Gesellschaft, kritisierte, dass „ein wachsender Teil der Bevölkerung nichts mehr selber anschiebt“ und wandte sich gegen zunehmend ideologisierende Debatten. Die Meinung und Würde aller Menschen sei zwingend zu akzeptieren, sagte Hillen, man sollte sich aber keinesfalls „eine Weltanschauung ohne Nachfrage aufs Auge drücken lassen“. Mit Blick auf sein Königsjahr sagte Hillen, dass er „Vieles ausprobiert und einiges neu gedacht habe“ – angefangen mit der Umgestaltung der Bühne für seine Krönung. Hillen dankt für ein Jahr, von dem er keine Minute missen wolle und für eine sensationelle Offenheit der Schützen.
Ausgerechnet die Jüngsten im Saal, die „Falkner“ vom Jägerkorps, sprachen nach Hillens Ansprache vom „König Maximus“, wobei Alexander Funcke das Lateinische mit „Pfundskerl“ übersetzte.
Er meinte damit sicherlich auch die Initiative „Schützen gegen Krebs“, die der Schützenkönig gegründet hat. Hillen selbst versprach beim Ehrenabend, dass diese Arbeit über sein Königsjahr hinaus fortgesetzt wird.