Katholische Kirche in Neuss Diskussion um zwei Großgemeinden für Neuss

Neuss.  · Das Leitbild für die Pfarrei der Zukunft wird kritisch hinterfragt.

Pfarrer Michael Tewes äußert seine Skepsis.

Foto: Thilo Zimmermann

Es ist ein Rechenexempel: Wenn einerseits knapp die Hälfte der knapp 160 000 Neusser katholischer Konfession sind und das Kölner Erzbistum andererseits Großgemeinden mit bis zu 40 000 Gemeindemitgliedern schaffen will, bleiben in Neuss – zwei. Doch wie sollen die aussehen?

Diese Frage beschäftigt die Verantwortlichen im Generalvikariat schon seit 2018, als sie das Projekt Pastoraler Zukunftsweg anschoben. Das „Zielbild“ einer zukünftigen Pfarrgemeinde entstand, das in Seelsorgebereichsforen vorgestellt wird. Am Dienstag waren die Gemeinden im Neusser Norden an der Reihe, Mittwoch folgten Neuss-Mitte, Neuss-West/Korschenbroich und die Gemeinden im Sendungsraum Neusser Süden.

Die Begeisterung hielt sich anschließend in Grenzen. „Es ist schwierig abzuschätzen, ob das zukunftsträchtig ist“, sagt Michael Tewes, leitender Pfarrer in Neuss-West. Sein Eindruck aus der Versammlung: „Fragen bleiben. Und es ist nicht so, dass man nun frohgemut nach vorne geht.“ In der Tat sind die Veränderungen groß. Aus der Pfarrei soll eine Verwaltungseinheit werden, unter deren Dach sich verschiedenste Gemeinden finden sollen, die von „Teams von Verantwortlichen“ geleitet werden, wie es Thomas Kaumanns vom Kreiskatholikenrat ausdrückt. Das funktioniert nur mit breiter ehrenamtlicher Mitwirkung. Nicht dass Kaumanns das schlecht fände. Im Gegenteil. Aber, fragt er sich, wer soll das sein? Unter den 40 Interessierten, die zum Seelsorgebereichsforum Neuss-Mitte ins Pfarrheim Heilige Dreikönige kamen, machte er wenige in der Altersklasse U 40 und sehr, sehr viele in der Gruppe Ü 60 aus. Ein Zukunftsmodell?

Für Fragen aus dem
Forum blieb wenig Raum

Auch Pfarrer Tewes, der zum Thema Zukunftsweg am Donnerstag eine ganztägige Dienstbesprechung in seinem Sprengel ansetzte, stellt die Personalfrage. „Wo kommen die 50 leitenden Pfarrer her? Wer traut sich das zu – und wie lange?“ Kaumanns fügt hinzu: „Und wer will denn dann noch Priester werden?“

Der Prozess auf Gemeindeebene sei mit einer gut organisierten Veranstaltung gestartet worden, stimmen beide überein, bei der vor allem Informationen vermittelt wurden. Für Fragen aus dem Forum blieb wenig Raum. So wurde laut Kaumanns nicht aufgelöst, wie in den künftigen Großgemeinden die Mitbestimmung der Laien verankert und gemeindliche Besonderheiten berücksichtigt werden sollen. Auch zum Zuschnitt der Gemeinden gibt es keine Angaben. Angesichts der Vakanzen in „Mitte“ und „Süd“ glaubt Kaumanns aber, dass man in Neuss nicht lange auf die Schaffung neuer Strukturen wird warten müssen.