Shakespeare-Festival: Wenn Probleme normal sind
Kurz vor dem Start des 21. Festivals herrscht am Globe geordnetes Chaos.
Neuss. Blumenduft liegt über dem Platz vor dem Globe-Theater. Es ist schwül, und ganz offensichtlich ist noch immens viel zu tun bis zum Start des Shakespeare-Festivals morgen — doch wie immer: Die Stimmung ist prächtig.
Festivalleiter Rainer Wiertz begutachtet Blumenpflanzungen auf der Terrasse und betrachtet sichtlich vergnügt einen Totenkopf an der Wand der Wetthalle: Hamlet gibt es bei diesem Festival gleich in vier Inszenierungen! Produktionschef Andreas Giesen „ist irgendwo unterwegs“, Susanne Wohlfarth, zuständig für die Ausstattung, überprüft ein altes Sofa, und überall wird geräumt, verschoben, gemalt, gehämmert, aufgebaut.
Gefühlte 528 Kisten stehen in der Wetthalle herum. „Ich habe aufgegeben zu fragen, ob alles noch klappt. Ich weiß: Es klappt“, sagt Wiertz.
Um die künstlerische Ausgestaltung des Festivals hat sich der „Dok“ über Monate gekümmert. Jetzt geht es um ganz Alltägliches, soll heißen: um kleine, überraschende, handfeste Probleme.
Ein Ensemblemitglied der Globe Touring Company aus London hat den Flug unter seinem Künstlernamen gebucht. Das koreanische Ensemble hat 20 mal 20 Kilo Übergepäck. Und so weiter.
„Ist normal, wir regeln alles“, sagt Wiertz und seufzt nur dezent. Auf die Frage nach der Routine winkt er ab. Aufregend sei alles, aufregend. Weil es in diesem Jahr einen Hamlet-Schwerpunkt geben und sich das Thema Geistererscheinungen durchziehen wird. Weil erstmals eine Aufführung von Troilus und Cressida im Globe gezeigt wird.
Weil Sebastian Koch, Philip Cumbus und Martin Swales die Lectures zum Thema „Shakespeare — ein deutscher Dichter“ gestalten.
Dies ist sein 21. Globe-Fest, von Beginn an hat Wiertz es gestaltet und zu dem renommierten Festival gemacht, als das es seit Jahren weithin anerkannt ist.
„Am Ende ist Schweigen“, steht auf einem Schild in der Wetthalle. Der letzte Ausspruch von Hamlets Vater mag nun gar nicht zum Shakespeare-Fest passen. Ab morgen wird auf der Bühne jedenfalls in allen denkbaren Facetten gesprochen. Von den 13 500 Karten sind bis auf 1600 alle verkauft. Trotzdem kommen, auch zum Auftakt, sagt Rainer Wiertz. „Ein paar Restkarten gibt es doch fast immer noch.“