Sieben Goldmedaillen gingen in den Kreis

45 Athleten aus Vereinen des Rhein-Kreises Neuss starteten bislang bei Olympischen Spielen. In Rio des Janeiro kommen fünf hinzu. Die größte Medaillenchance haben wohl die Fechter.

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Rhein-Kreis. Früher, als es noch keine Live-Ticker gab und ein Fernsehgerät gerade mal in jedem zehnten deutschen Haushalt stand, waren Olympische Spiele noch echte Abenteuer — auch für die Daheimgebliebenen. Am 22. Oktober 1964, als zwei junge Holzheimerinnen namens Annemarie Zimmermann und Roswitha Esser im fernen Tokio olympisches Gold im Zweier-Kajak erkämpften, half nur das Radio.

Auch ohne bewegte Bilder in Echtzeit — oder vielleicht gerade, weil es keine gab — waren Olympische Spiele ein öffentliches Ereignis, viel mehr, als sie es heute angesichts einer Inflation von Events und Wettbewerben sind. Schwer vorstellbar, dass Max Hartung mit einem Fackelzug durch Dormagen geleitet würde, käme er aus Rio de Janeiro mit der Goldmedaille im Säbelfechten zurück. In Holzheim machten sie das, 1964 und noch einmal 1968, als die „Goldmädels“ in Mexiko-Stadt ihr Bravourstück von Tokio wiederholten.

Und um wie viel bewegender war es, dass der Bürgermeister der damals selbstständigen Gemeinde Holzheim, Franz Hohenschutz, an jenem Donnerstagmorgen um 8.02 Uhr in der Poststelle des Ortes ein Telegramm aufgab mit den Worten: „Herzlichen Glückwunsch zum großen Sieg und zur Goldmedaille. Holzheim ist freudetrunken über ihre Leistung“ — anstatt seine Gratulation bei Facebook zu posten.

Vergangen, vorbei. Doch das soll die Leistung derjenigen, die sich für die vergangene Nacht eröffneten 31. Sommerspiele qualifiziert haben, in keiner Weise schmälern. Fünf Athleten aus dem Rhein-Kreis sind dabei: Ringerin Nina Hemmer (AC Ückerath), Boxer Hamza Touba (SG Kaarst), die Säbelfechter Max Hartung und Matyas Szabo (beide TSV Bayer Dormagen) und Radsportler Nils Schomber aus Grevenbroich. Damit erhöht sich die Zahl der Olympiastarter, die einem Verein aus dem Rhein-Kreis angehören, auf fünfzig, seit 1960 in Rom die Neusser Ruderer Viktor Hendrix und Manfred Kluth die ersten gewesen waren.

Vier weitere Rio-Fahrer haben ihre Wurzeln im Rhein-Kreis: Der für Potsdam startende Moderne Fünfkämpfer Christian Zillekens stammt aus Meerbusch, Hockeyspielerin Annika Sprink (Düsseldorfer HC) und Stabhochspringer Karsten Dilla (Bayer Leverkusen) kommen aus Neuss. Und Kentin Mahé (SG Flensburg-Handewitt), der mit Frankreich ins Handballturnier geht, ist in Dormagen aufgewachsen und zur Schule gegangen.

Sieben goldene Medaillen haben Sportler aus dem Rhein-Kreis bislang geholt: Annemarie Zimmermann und Roswitha Esser (jeweils 1964 und 1968) sowie im Bahnrad-Vierer die Büttgener Günther Schumacher (1972 und 1976) und Udo Hempel (1972). Hinzu kommen Silber durch Udo Hempel (1968), die Grevenbroicher Slalomkanuten Reinhold Kauder, Otto-Hans Schumacher und Willi Baues (1972), die Neusser Hockeyspielerinnen Elke Drüll und Birgit Hagen (1984) sowie den Dormagener Stabhochspringer Björn Otto (2012). Bronze holten der Dormagener Slalom-Kanute Thomas Becker (1996) und der Neusser Schwimmer Thomas Rupprath (2000).

Die größten Medaillenchancen in diesem Jahr dürfte Max Hartung haben. Er geht am Mittwoch, 10. August, in seinen Wettkampf.