SPD will das Kriegerdenkmal in die Stadtmitte versetzen
Die Sozialdemokraten stehen mit ihrem Vorschlag, den sie im Kulturausschuss unterbreiteten, allerdings ziemlich alleine da.
Kaarst. Völlig überraschend hat die SPD im Kulturausschuss die Diskussion eröffnet, ob es für das Kriegerehrenmal an der Friedensstraße/Ecke Maubisstraße nicht einen besseren Standort gäbe. „Das Umfeld hat sich im Laufe der Jahrzehnte sehr verändert und wir sollten eventuell nach einem neuen Platz für das Ehrenmal suchen“, sagte Sabine Kühl von der SPD.
Das Kriegerehrenmal aus Muschelkalk steht seit 1986 unter Denkmalschutz. Der Kulturausschuss wurde kürzlich darüber informiert, dass auch die Freifläche, die das Monument umgibt, Denkmalstatus genießen soll. Für das Amt für Denkmalpflege im Rheinland ist diese Ausweitung des Denkmalschutzumfangs um die Lindenreihe und die Platzanlage mit einer „Fortschreibung des Denkmallistenblatts“ verbunden.
Eine viel befahrene Kreuzung sei als Standort nicht optimal, begründete Kühl ihren Vorstoß. Ralf Ernst (Die Linke) gab zu bedenken, dass das Ehrenmal für die Kaarster Schützen eine wichtige Rolle spiele. „Das sollte bei den Überlegungen berücksichtigt werden.“ Ulrich Orlinski (CDU) ist Kaarster Schütze und sagte: „Sie würden bei den Schützen erstaunte Gesichter sehen, wenn Sie ihnen erzählen, dass das Ehrenmal an einen anderen Ort verlegt werden soll.“
Die Kaarster St. Sebastianer legen am Schützenfest-Sonntag stets in feierlichem Rahmen einen Kranz am Ehrenmal nieder und kümmern sich um ein gepflegtes Erscheinungsbild. 1998 hatten sie angeregt, das Monument um eine Gedenktafel für die gefallenen und vermissten Soldaten beider Weltkriege zu ergänzen, da die Inschriften zusehends unleserlich wurden. „Die Wahl dieses Ortes für das Denkmal hat auch einen städtebaulichen Aspekt“, erklärte Dagmar Treger (CDU). Ohne Denkmal würde diese Fläche bebaut werden. Und sie erinnerte daran, dass Kaarst arm sei an Denkmälern an zentraler Stelle. Das Ehrenmal sei einigen zwar ein Dorn im Auge. „Es gehört aber zu unserer Geschichte“, sagte Treger.
Bürgermeisterin Ulrike Nienhaus sagte, Geschichte müsse erlebbar sein — in diesem Sinne warb sie dafür, den bestehenden Standort beizubehalten. Kühl stellte klar: „Es geht mir nicht darum, dass es in irgendeine Ecke soll, es soll auch weiterhin sichtbar sein.“ Sie wies darüber hinaus auf die fehlende Ruhe am jetzigen Standort hin. Besser sei es möglicherweise, einen Platz in der Stadtmitte zu finden. Der Kulturausschuss-Vorsitzende Wolfgang Reuter (SPD) sagte: „Ich könnte mir einen Platz in Kaarst ohne viel Autoverkehr vorstellen.“
Auch die vermutlich beachtlichen Kosten für einen neuen Standort sind für Kühl und Reuter kein K.o.-Kriterium. Sie setzen auf bürgerschaftliches Engagement, schließlich sei das Denkmal seinerzeit von Firmen wie Stodiek und Privatleuten, vornehmlich Landwirten, finanziert worden. Rolf Weyers (UWG) sieht die Ausdehnung des Denkmalschutzes auf die Umgebung des Kriegerehrenmals kritisch: „Ich befürchte Einschränkungen für den Neubau des Cafés, dadurch, dass sich vorgeschriebene Mindestabstände vergrößern.“