Stadtarchiv: Nägel in den Kriegs-Adler
Programm des Forums Archiv und Geschichte auch mit Rückblick auf 1914.
Neuss. Auf dem 100 Jahre alten Foto des Stadtarchivs drängen sich die Menschen auf dem Markt rund um einen Pavillon. Darunter ist ein hölzernes Gebilde zu erkennen, ein Adler. Gegen eine Gebühr durften die Bürger dort einen Nagel einschlagen, das Geld kam Kriegsversehrten zugute — eine Szene aus der Anfangszeit der oft so benannten Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts.
100 Jahre nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs bildet das Thema auch einen Schwerpunkt im Veranstaltungsjahr des Forums Archiv und Geschichte. Wieder hat dieser dem Stadtarchiv verbundene Verein, der bereits 200 Mitglieder zählt, ein erstaunlich vielseitiges Programm auf die Beine gestellt. Die Veranstaltungen stehen allen Interessierten offen — und das sind viele. Immer wieder, so berichten Vereinsvorsitzender Martin Flecken und Archivleiter Jens Metzdorf, ebenfalls im Vorstand, seien auswärtige Referenten überrascht von der großen Zahl der Besucher.
Den Hauptvortrag in diesem Jahr hält der Historiker Gerd Krumeich, emeritierter Lehrstuhlinhaber für Neuere Geschichte an der Heinrich-Heine-Universität und Experte für die Mentalitätsgeschichte des Ersten Weltkriegs. Im Oktober spricht er im Ratssaal über „Neuss im Ersten Weltkrieg“. Außerdem bietet das Forum im Mai eine Exkursion zur großen Ausstellung des Landschaftsverbands „1914 — Mitten in Europa“ zur Kokerei Zollverein in Essen an. Das Stadtarchiv selbst wird im zweiten Halbjahr eine eigene Ausstellung präsentieren.
In dem Jahr, in dem der Erste Weltkrieg ausbrach, begann auch die Geschichte des in Neuss so bedeutsamen Rudervereins. Darüber sprechen im November der Vereinsvorsitzende Joachim Goetz und Martin Flecken.
Neben dem Hauptvortrag ist das festliche Burgundermahl der Höhepunkt im Forum-Kalender. Wieder hat sich ein prominenter Gast und Festredner angesagt: Erwartet wird Karl von Habsburg-Lothringen, ältester Sohn von Otto von Habsburg und Enkel des letzten deutschen Kaisers, in Neuss bekannt als Großmeister der Europäischen Gemeinschaft Historischer Schützen. Der Habsburger stellt mit seiner Person die Verbindung zur Auseinandersetzung zwischen Kaiser Friedrich III. und Burgund her, die in der Belagerung von Neuss 1474/75 gipfelte. „Das Thema musste einfach mal ein Habsburger haben“, sagt Jens Metzdorf.
Die Reihe der Vorträge beginnt am 21. Januar mit dem Thema „Krieg und Krankheit — Neuss und das Ende der Franzosenzeit“. Es spricht der Neusser Stadtarchivar von Recklinghausen, Matthias Kordes.
Alle Veranstaltungen, die in der Regel im Stadtarchiv stattfinden, sind im Internet nachzulesen.