Stadtentwicklung Neuss Forum: Mehr ÖPNV und autofreie City

Neuss. · Das Forum Stadtentwicklung der Neuss Agenda hat ein Konzept erarbeitet, mit dem die Aufenthalts- und Lebensqualität in der Innenstadt gesteigert werden soll. Eine zentrale Rolle spielt die Verkehrsinfrastruktur.

Das Forum Stadtentwicklung der Neuss Agenda setzt unter anderem auf die Idee einer Fahrradstraße in der Sebastianusstraße. Das hatte auch Bürgermeister Reiner Breuer unlängst in die Diskussion gebracht.

Foto: Neuss Agenda 21

Mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer, mehr ÖPNV, sogenannte Shared-Space-Zonen und eine in weiten Teilen autofreie Innenstadt – das sind einige Kernforderungen, mit denen das Forum Stadtentwicklung der Neuss Agenda 21 für mehr Lebens- und Aufenthaltsqualität in Neuss sorgen will. Fast ein Dreivierteljahr wurde intensiv an den Vorschlägen gearbeitet, jetzt liegt das Papier vor.

Roland Kehl, Sprecher des Forums Stadtentwicklung, will nun eine möglichst breite Basis für die Vorstöße schaffen. „Wir sind überzeugt: Ohne Mobilitätswende wird es keine Verbesserung der Aufenthalts- und Lebensqualität in den Quartieren geben“, sagt er. Aber die Umsetzung gelinge nur, wenn Bürger, Politik und Unternehmen davon überzeugt sind und das Projekt mittragen. „Wir suchen den Dialog, wollen auch Kritik und Verbesserungsvorschläge hören.“ Dazu sollen die Ideen unter die Neusser gebracht werden. Dazu wurde eine 32 Seiten umfassende Broschüre gedruckt. Darin finden sich die Kernforderungen des Bürger-Forums, die auch ins Mobilitätskonzept der Stadt einfließen sollen. Bis 2030 soll ein flächendeckendes Radwegenetz entstehen, der Radverkehrsanteil soll bis dahin verdoppelt werden (von 15 Prozent in 2018 auf 30 Prozent).

Alle relevanten Haltestellen
sollen barrierefrei sein

Auch der Anteil des ÖPNV soll gesteigert werden – auf 25 Prozent. „2018 waren es elf Prozent“, sagt Kehl. Und: Alle relevanten Bus- und Bahnhaltestellen sollen bis 2025 barrierefrei sein. Nicht alles, was in dem Konzept steht, ist neu. Diesen Anspruch haben Roland Kehl und sein Stellvertreter Stefan Küppers auch gar nicht – und sie erklären es auch. Es gehe auch darum, aus bereits vorhandenen und diskutierten Bausteinen ein Fundament zu schaffen, auf dem sich die Mobilitätswende gestalten lasse. Eine Grundüberzeugung: Wo sich weniger Autos bewegen – ganz gleich, welchen Antrieb sie haben – steigt die Aufenthaltsqualität. „Das bedeutet aber nicht, dass alle Anwohner ihre Autos loswerden sollen“, sagt Küppers. Aber die städtische Infrastruktur müsse zum Beispiel dahingehend gestaltet werden, dass Radfahren oder das Nutzen des ÖPNV attraktiver wird. „Wichtig sind uns Ziele, an denen sich das zukünftige Handeln ausrichten sollte.“ Dazu zähle eine „gerechtere Aufteilung“ von Verkehrsflächen. „Wenn man sieht, dass auf der Hamtor- und Michaelstraße wegen parkender Autos keine zwei Fußgänger nebeneinander gehen können, dann läuft etwas falsch“, meint Kehl. Er bemängelt auch, dass an der neu gebauten Kanalstraße zu wenig Radabstellanlagen geschaffen worden seien. Auch beim Stadtgrün sieht das Forum Nachholbedarf, mehr Bäume sollen her. „Wir können auch nicht verstehen, dass Verwaltung und Politik vor Kurzem beschlossen haben, dass das kostenfreie Parken ausgedehnt und zusätzliche Parkplätze wie an der Kaiser-Friedrich-Straße geschaffen werden“, moniert Kehl. „Andere Städte wie zum Beispiel Köln erheben viel höhere Parkgebühren, um den Parkdruck von der Innenstadt zu nehmen.“

Forum Stadtentwicklung regt Experimentierphase an

Sogenannte Shared-Space-Zonen – eine solche wird zum Beispiel für den Wendersplatz politisch diskutiert – begrüßt das Forum Stadtentwicklung grundsätzlich. Aber man müsse die Bürger auch mitnehmen und ihnen aufzeigen, welche Vorteile solche Bewegungsflächen, auf denen alle Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt sind, bieten. Dazu bedarf es aber einer Art „Akzeptanz-Test“. Das Forum regt eine Art Shared-Space-Experimentierphase an. „Man könnte das zum Beispiel im Bereich Hamtorplatz in die Büttger Straße für etwa 50 bis 70 Meter ab dem Kreisverkehr machen“, meint Kehl. Er fordert mehr Mut bei der Umsetzung von Ideen zur Mobilitätswende. „Sonst wird es nichts mit einer besseren Aufenthaltsqualität in der Innenstadt und den Quartieren.“