Stadtkirchentag zu Luthers Ehren
Die Neusser Protestanten feiern am Sonntag vor der Christuskirche. Zum Programm gehören Musik, Gebete und ein Mittelalterdorf.
Neuss. Am Samstagabend ist erst einmal Ausdauer gefragt. Um auf den evangelischen Stadtkirchentag am Sonntag hinzuweisen, haben Pfarrer Sebastian Appelfeller und einige Helfer einen prominenten Starter für den Neusser Sommernachtslauf gemeldet: Martin Luther. Der Reformator geht um 19.30 Uhr an den Start — als 1,20 Meter große Playmobilfigur. „Wir werden ihn über die Strecke tragen“, sagt Appelfeller. Die Startnummer liegt bereit, und auf dem Rücken soll Luther das Programm des evangelischen Stadtkirchentages zeigen. „Für uns ist der Stadtkirchentag das Herzstück des Luther-Jahres in Neuss“, sagt Appelfeller. Ein bisschen Marketing am Vorabend kann schließlich nicht schaden, um nochmals die Werbetrommel für den evangelischen Stadtkirchentag zu rühren.
Aber auch so dürfte es am Sonntag rund um die Christuskirche voll werden. Um 10.30 Uhr wird der Stadtkirchentag mit einem Familiengottesdienst eröffnet. Ab 12 Uhr locken dann ein großes Bühnenprogramm mit Musik, Gebet und Gesprächen. Außerdem gibt es eine Info-Zeltstadt zum Mitmachen und ein Mittelalterdorf.
Der evangelische Stadtkirchentag soll den Blick im Luther-Jahr — vor 500 Jahren schlug Luther seine 95 Thesen an der Wittenberger Schlosskirche an — jedoch nicht zurück auf die Geschichte lenken. Gewählt wird eine bewusst lokale Perspektive, auf Neuss bezogen. Und im Zentrum steht das Hier und Jetzt. „Wir schauen auf die Ergebnisse der Reformation und sehen den Stadtkirchentag als ein Schaufenster, das den Blick auf die Frage ,Was ist evangelisch in Neuss?’ lenkt“, sagt Appelfeller. Die Antworten auf diese Leitfrage sind äußerst vielschichtig.
Rund 30 000 Protestanten leben in Neuss, es gibt vier evangelische Gemeinden, aber das sind nur die Eckdaten an der Oberfläche. „Evangelische Kitas und Grundschulen, die Tätigkeit in der Telefon-, Notfall- oder Krankenhausseelsorge und vieles mehr prägt das Leben in der Stadt mit — auch das möchten wir zeigen“, sagt Appelfeller. In der Zeltstadt wird es rund 40 Stände geben, viele davon beschäftigen sich mit dem Gemeindeleben.
Mehr als 300 Helfer werden beim evangelischen Stadtkirchentag im Einsatz sein. „Ein Reformations-Jubiläum wie dieses wird es zu unseren Lebzeiten nicht mehr geben, und auch nicht zu Lebzeiten unserer Kinder“, sagt Appelfeller. „Wir haben es mit einem besonderen Ereignis zu tun.“ Das soll sich unter dem Motto „Ich bin vergnügt, erlöst, befreit“ beim Stadtkirchentag widerspiegeln. Nicht nur Protestanten werden hierbei erwartet. „Wir pflegen in Neuss eine gut funktionierende Ökumene“, sagt Sebastian Appelfeller.