Stadtwerke-Tochter plant Pellet-Pilotanlage in Hattingen

Der Energieholz- und Pellet-Verband sieht das Vorhaben kritisch.

Foto: dpa

Neuss. Ablehnend reagiert der Deutsche Energieholz- und Pellet-Verband (DEPV) in Berlin auf das Vorhaben der Neusser Stadtwerke-Tochter „German Contract“, in Hattingen eine Pellet-Pilotanlage zu bauen. In der Anlage soll ab April Restholz aus dem Wald — beispielsweise abgebrochene Baumkronen — gewinnbringend zu Pellets verarbeitet werden. Das ist bislang nur mit geschältem Holz möglich.

„Die Stadtwerke Neuss werden mit Waldrestholzpellets keine Premiumpellets anbieten können“, ist Verbandssprecherin Anna Katharina Sievers überzeugt.

Dem Verband sei es ein Anliegen, für ein Angebot an hochwertigen Pellets in Deutschland zu sorgen. Daher habe er die Einführung des Zertifikats „ENplus“, das fast 100 Prozent der deutsche Pelletproduktion abdecke, maßgeblich unterstützt.

German-Contract-Geschäftsführer Dirk Hunke bleibt angesichts der Skepsis gelassen. „Wir wollen mit der Pilotanlage ja gerade zeigen, dass sich auch mit Waldrestholz Premiumpellets herstellen lassen“, erklärt er. „Uns ist bewusst, dass man insbesondere für Privatöfen die beste Qualität braucht.“ Man wolle mit der neuen Methode auch keinen Kahlschlag in Wäldern forcieren. „Bei Durchforstungen, Landschaftspflege oder dem Freischneiden von Bereichen fällt regelmäßig Restholz an, das entfernt werden muss.“

Bislang bleibe bei der anschließenden Sortierung immer ein Teil übrig, der nur direkt verbrannt oder zur Herstellung von Spanplatten genutzt werden könne. Die Verwendung in der Pellet-Produktion sei — so die Hoffnung der Neusser — eine Alternative.

Der Verband sieht dies anders. Mit Waldrestholz lasse sich maximal die Qualitätsklasse A2 herstellen. „Pelletkessel und -öfen im privaten Bereich benötigen allerdings Pellets der besten Klasse A1, da hiermit ein geringer Ascheanteil und eine hochwertige Verbrennung gesichert ist“, sagt Sievers. „Darüber hinaus sind wir der Meinung, dass die zur Nährstoffversorgung der Waldböden wichtigen Elemente, die im Waldrestholz enthalten sind, am besten im Wald verbleiben sollten.“

Wegen des Holzreichtums in Deutschland sei es auch gar nicht nötig, auf abgebrochene Äste oder Baumkronen zurückzugreifen. „Jährlich fallen sechs bis sieben Millionen Tonnen pelletierfähige Sägenebenprodukte an, aus denen letztendlich nur zwei Millionen Tonnen Pellets hergestellt werden — genügend Rohstoff in hoher Qualität ist also mehr als vorhanden“, sagt Sievers.

Mehr als 1,3 Million Euro investiert German Contract in die Pilotanlage, die jährlich 4000 Tonnen Pellets produzieren soll — größtenteils aus Holz aus dem Bergischen Land. Gelingt der Test, will die Stadtwerke-Tochter die neue Technik beispielsweise an Bauern vermarkten, die Biogasanlagen betreiben.