Streetart-Künstler Mariusz Waras sprüht am Hamtorwall
Der polnische Streetart-Künstler Mariusz Waras sprüht am Hamtorwall eines seiner eindrucksvollen Werke.
Neuss. Er steht in 16 Metern Höhe auf einem Gerüst am Hamtorwall, vor ihm nichts als eine große, weiße Wand. Mariusz Waras fixiert die Fläche. In der rechten Hand hält er eine Sprühdose. Gleich wird der polnische Streetart-Künstler schwarze und grüne Farbe auftragen und eines seiner Werke zum Leben erwecken. Unter dem Künstlernamen M-City fährt Waras durch die Welt und veredelt schnöde Hauswände mit spektakulären Malereien.
Neuss steht seit Freitag in einer Reihe mit New York, Los Angeles, London und Paris — zumindest, was die Kunst von M-City betrifft. Zustande gekommen ist die Arbeit in Neuss dank des Kunstprojektes „Klopsztanga“, das vom NRW-Kultursekretariat und dem Polnischen Institut in Düsseldorf organisiert wird. Auch die Finanzierung läuft über diesen Weg. Eine Neusser Firma stellte das Gerüst zur Verfügung und der Hausbesitzer die triste Wand.
Auf die Idee, den aus Danzig stammenden M-City einzuladen, kam Klaus Richter. Der Abteilungsleiter für Bildende Kunst in der Alten Post hatte über zwei Kollegen von der Arbeit des 34-Jährigen gehört. „Da habe ich mir das natürlich genauer angeschaut“, sagt Richter. Er fuhr nach Brüssel, um Waras auf einer Ausstellung zu treffen. Zu sehen bekam er ausdrucksstarke Malereien mit fantasievollen Technik-Gebilden. Waras benutzt als wiederkehrende Elemente Eisenbahnen, Schiffe und Zahnräder.
Auf die Frage, ob er von der Stilrichtung „Steampunk“ beeinflusst sei, antwortet Waras mit einem Grinsen: „Das könnte sein.“ „Steampunk“ zeichnet sich dadurch aus, dass eine futuristische Welt geschildert wird, in der jedoch Elemente aus dem viktorianischen Zeitalter in England dominieren. Dazu gehören vor allem Maschinen, die mit Dampf (Englisch: „steam“) betrieben werden.
Das Neusser Motiv zeigt eine Art überdimensionalen Taucher, der aus dampfbetriebenen Maschinen zusammengesetzt ist. Den Entwurf gestaltete Waras am Computer. Anschließend zerlegte er das Bild in 64 Einzelteile, die auf Schablonen projiziert wurden. Mit Hilfe dieser so genannten „Stencils“ sprüht Waras das collagenartige Kunstwerk auf die Hauswand.
Waras betont, dass er für jede Wand in jeder Stadt eine einmalige Malerei schafft. „Wenn ich die Fläche sehe, weiß ich auch, wie das Bild darauf aussehen wird“, erklärt er. Die Schablonen werden nach der Verwendung vernichtet, um die Einzigartigkeit zu unterstreichen.
Die Städte unterschieden sich nach Ansicht Waras vor allem durch die Menschen, die dort leben. „Ich weiß noch nicht, wie mir Neuss gefällt. Aber Samstagabend nach der Arbeit werde ich es mir anschauen“, sagt er und klettert zurück auf sein Gerüst.