Stromriesen bestimmen Preise
Die Menschen im Rhein-Kreis Neuss müssen 2008 für Energie schon wieder tiefer in die Tasche greifen. Ein Überblick über die Preiserhöhungen und deren Gründe.
Rhein-Kreis Neuss. So mancher Bürger des Rhein-Kreises wird sich bei der Stromabrechnung wundern: geringerer Verbrauch und trotzdem höhere Kosten. Der Grund: steigende Energiepreise. Und noch immer ist kein Ende in Sicht. Auch bei den drei örtlichen Anbietern wird der Strom wieder teurer.
Zum 1. Januar bleiben die Preise nur bei der Energieversorgung Dormagen (EVD) stabil. Allerdings hatten die Dormagener erst am 1. Oktober eine Preissteigerung um 0,98 Cent pro Kilowattstunde hinnehmen müssen. "Die Beschaffungskosten sind höher geworden und für erneuerbare Energien müssen wir mehr bezahlen", sagt Michael Hehemann, Vertriebsleiter der EVD.
RWE Rhein-Ruhr beliefert die Wirtschaftsbetriebe Meerbusch, die Stromkunden in Neuss und ist der örtliche Stromanbieter in Kaarst und Rommerskirchen. RWE wird den Preis pro Kilowattstunde zum 1. Januar 2008 von 18,69Cent auf 20,11 Cent erhöhen. 2005 hatte eine Kilowattstunde noch 16,43 Cent gekostet. "Die Beschaffungskosten steigen, weil auch die weltweite Nachfrage gestiegen ist", sagt RWE-Tarifberaterin Manuela Hasken.
Verbraucherzentrale und Energieagentur stellen die Begründungen der Stromanbieter grundsätzlich in Frage. "Die vier großen Konzerne RWE, Eon, EnbW und Vattenfall betreiben 95Prozent des Stromnetzes und erzeugen 98 Prozent des Stroms", erklärt Helwig Falk, Energieberater der Energieagentur NRW. Sie bestimmten den Markt. "Und sie machen, was sie wollen." Denn seit 1.August dieses Jahres müssten die Länder die Strompreise nicht mehr genehmigen. "Der freie Wettbewerb soll den Markt regulieren", erläutert Falk.
Doch ein freier Wettbewerb sei nicht gegeben, sagt Jürgen Schröder, Jurist bei der Verbraucherzentrale NRW. "Die vier Energieriesen können den Preis durch Versorgungsengpässe künstlich in die Höhe treiben", moniert er. Auch das Bundeskartellamt könne dagegen nichts ausrichten. Die Kontrollinstanz bilde Mittelwerte aus den Preisen der Anbieter und kontrolliere diejenigen, die gravierend von diesen Werten abwichen. "Aber da die Preisdifferenzen inzwischen sehr gering sind, kann das Kartellamt nichts tun - außer, es könnten Preisabsprachen nachgewiesen werden." Doch das sei quasi unmöglich.
Auch die Begründung, das Erneuerbare-Energien-Gesetz treibe die Kosten in die Höhe, sei nicht tragbar. Die Abgaben für erneuerbare Energien machten nur einen ganz geringen Anteil des Strompreises aus. Außerdem sei in diesem Jahr das Netzentgelt gesenkt worden. Die Verbraucher merkten davon allerdings nichts.
Infos über Stromanbieterwechsel und Tipps zum Energiesparen http://www.ea-nrw.de/, http://www.verbraucherzentrale-nrw.de/ oder http://www.stiftung-warentest.de/.