Bericht des Landesamts Wissenschaftler warnen vor Hitzewellen in Neuss
Neuss · Steigende Temperaturen und mehr heiße Tage: Die Folgen des Klimawandels werden auch in Neuss immer spürbarer. Ein aktueller Bericht des nordrhein-westfälischen Umweltamts zeigt, dass die Stadt sich auf deutliche Veränderungen einstellen muss.
Die dicht besiedelten Kommunen entlang des Rheins zählen schon heute zu den wärmsten Regionen Deutschlands – und es wird noch heißer. Eine aktuelle Publikation des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) zeigt auf, welche weitreichenden Folgen die globale Klimaerwärmung für Nordrhein-Westfalen haben wird. Demnach ist auch in Neuss mit einem Anstieg der Durchschnittstemperaturen als auch der heißen Tage und Tropennächte zu rechnen – wenn keine weiteren Anstrengungen in Sachen Klimaschutz unternommen werden.
Denn in der Analyse werden dreimögliche Szenarien berücksichtigt, in denen der Klimaschutz unterschiedlich gut gelingt: das „Klimaschutz-Szenario“, wonach die Erderwärmung – wie im Pariser-Abkommen vorgegeben – deutlich unter zwei Grad gesenkt werden soll, das „Moderate Szenario“ mit einer globalen Erwärmung von ungefähr 2,4 Grad sowie das „Weiter-wie-bisher-Szenario“, in dem sich die Erde um circa 4,3 Grad bis 2100 erwärmen wird. Diese Berechnungen fußen auf der Anwendung physikalischer Grundgleichungen sowie den Hauptsätzen der Thermodynamik, mit deren Hilfe Klimaänderungen vereinfacht vorausberechnet werden können. „Auch aus Vorsorgegesichtspunkten lautet unsere Empfehlung an alle Akteure, die Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel entwickeln, sich am ‚Weiter-wie-bisher-Szenario‘ zu orientieren und das Handeln danach auszurichten“, rät LANUV-Präsidentin Elke Reichert angesichts der Ergebnisse.
Was das für Neuss bedeutet, lässt sich im Klimaatlas NRW ablesen. Während für den Zeitraum von 1991 bis 2020 ein Temperaturmittelwert von 11,1 Grad für Neuss verzeichnet wurde, ist in der nächsten Periode (2031 bis 2060) mit einer Lufttemperatur von durchschnittlich 11,8 Grad zu rechnen. In den darauffolgenden Jahren (2071 bis 2100) müssen sich die Neusser und Neusserinnen dann auf 13,3 Grad im Mittel einstellen. In ganz NRW könnten die Temperaturen im Schnitt auf bis zu 13,7 Grad – also um weitere 3,7 Grad – ansteigen.
Im Schnitt 23 statt 14 Tage im Jahr mit mehr als 30 Grad
Noch konkreter wird es mit Blick auf die Zahl der heißen Tage, an denen das Thermometer 30 Grad und mehr anzeigt. In der vergangenen Periode gab es in Neuss davon durchschnittlich elf, in der Mitte des Jahrhunderts ist schon mit 14 Tagen zu rechnen und in ferner Zukunft steigt die Zahl dann auf 23.
Laut Landesamt werden deshalb Anpassungsmaßnahmen in verschiedenen Handlungsfeldern erforderlich, vor allem im Bereich der Stadtentwicklung, in der Landwirtschaft und im Waldbau. Und wie reagiert die Stadt? Die Stadt Neuss habe die Bedeutung des Themas „Klima“ bereits früh erkannt und im Jahr 2013 die Erstellung des ersten Klimaanpassungskonzeptes für das Neusser Stadtgebiet beschlossen, so Sprecher Marc Bohn. Darin wurden bereits einige raumbezogene Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel formuliert, wie zum Beispiel die Schaffung von Notwasserwegen, Dachbegrünung oder die Verschattung des öffentlichen Raums.
Doch dabei soll es angesichts der Entwicklungen nicht bleiben. Der Haupt- und Sicherheitsausschuss hat die Verwaltung bereits vor rund drei Jahren beauftragt, das Klimaanpassungskonzept der Stadt fortzuschreiben. „Damit sollte nicht nur den baulichen Veränderungen im Stadtgebiet Rechnung getragen werden, sondern es sollten auch aktualisierte Daten und moderne Berechnungsmethoden zur Anwendung kommen“, erklärt Bohn. Nach einer Beteiligung der Bürger und Bürgerinnen, die sich zur Umsetzung und der Verortung der Maßnahmen äußern konnten, bereite die Verwaltung nun eine umfangreiche Vorlage für die Verabschiedung des fortgeschriebene Klimaanpassungskonzeptes vor.
Bei der Ausarbeitung der konkreten Klimaanpassungsmaßnahmen wurden besonders vulnerable Bevölkerungsgruppen wie Senioren und Kinder laut Bohn bereits berücksichtigt. Auch auf hitzeresistente Baumarten werde im Stadtgebiet bereits zurückgegriffen.