Therapiehunde erfreuen Senioren
Die Hunde Luna und Pepe sind regelmäßig im Johanniterstift unterwegs und bekommen dort viele Streicheleinheiten.
Kaarst. Luna und Pepe gehen seit zehn Jahren im Johanniterstift ein und aus — immer auf acht Pfoten. Die beiden Mischlingshunde werden von den Bewohnern heiß und innig geliebt — Luna war anfangs etwas ängstlich, ist inzwischen aber selbstbewusster geworden, während Pepe die Gelassenheit in Person verkörpert. Die Eltern des zwölf Jahre alten tierischen Zwillingspärchens sind (vermutlich) Windhund und Bracke. Geboren in Spanien, kamen Luna und Pepe über ein Tierheim zu ihren Besitzerinnen Ursula Reuber und Petra Kinzel.
Petra Kinzel, Leiterin des Sozialen Dienstes
Diplom-Sozialarbeiterin Reuber hat eine kynotherapeutische Zusatzausbildung mit Luna durchlaufen und bietet als Honorarkraft alle zwei Wochen eine Gruppenstunde für dementiell veränderte Menschen an. „Luna geht von selbst die Runde ab, begrüßt alle und freut sich über die Streicheleinheiten“, beschreibt sie den Einsatz. Anschließend versucht Luna möglichst viele von den Bewohnern in Spielzeugen versteckte ‚Leckerchen‘ zu finden. Das wird von allen mit großem Interesse verfolgt und mit anschließendem Fellkraulen belohnt. „Das trauen sich irgendwann alle“, erzählt Reuber. Sie besucht mit Luna aber auch einfach so die Stationen. „Der Hund ist immer ein Thema. Die Leute freuen sich eher Luna zu sehen als mich“, sagt sie lachend. Sie hat erstaunliche Erfahrungen gemacht. Ein Bewohner mit sehr verlangsamten Bewegungen, der nicht mehr gesprochen hat, entspannte sich in Lunas Gegenwart spürbar. „Einen Tag vor seinem Tod habe ich ihn nochmals besucht und er hat ‚Danke‘ gesagt“, erinnert sich Reuber.
Einer jahrelang vollkommen schweigsamen Dame habe der Hund plötzlich den Satz entlockt „Hallo, wo kommst du denn her?“. „Ab da sprach sie regelmäßig“, erklärt Reuber. Die dementen Menschen reagieren auf die Hunde wie auf Sonne: „Der einzelne Mensch kommt zum Vorschein!“ zieht die Fachfrau einen Vergleich. Petra Kinzel, Leiterin des Sozialen Dienstes, kann auf ebenso viele gute Erfahrungen mit Pepe zurückblicken. „Da er ein sehr gelassener Hund ist, habe ich ihn selbst trainiert, in den Schwitzkasten genommen, an Ohren und Schwanz gezogen — er bleibt immer ruhig“, erzählt sie.
Pepe wird vor allem beim Einzelkontakt eingesetzt. „Er ist ja von montags bis freitags mit mir im Büro“, sagt Kinzel schmunzelnd. Da er die richtige Schoßhöhe habe, lege er oft den Kopf bei Menschen ab, die sich nicht mehr bewegen. „Plötzlich reagieren sie und beginnen, Pepe zu streicheln“, berichtet Kinzel. Pepe laufe auch gezielt auf bestimmte Bewohner zu. Vor allem Menschen nach Schlaganfällen schätzen seine ruhige Gegenwart. „Der Hund stellt keine Fragen“ sagen sie.
Für viele Bewohner sind Pepe und Luna gar „bessere Wesen als Menschen“, zitiert Reuber, und „Ohne Hund kein Leben“ ist das höchste gehörte Lob. „Die Hunde decken kognitive, haptische, emotionale und soziale Bereiche perfekt ab“, fasst Kinzel zusammen. Sie haben ein tolles Gespür für Menschen und gehen auf die zu, denen es aktuell schlecht geht — sei es zu Sterbenden oder zu deren Angehörigen. „Die Hunde sind noch nie abgelehnt worden“, sagt Petra Kinzel.