Tierisch, menschlich, skurril
Zwölf Künstler zeigen ihre Sicht des Verhältnisses zwischen Mensch und Tier.
Neuss. Es wirkt wie ein Fall für den Psychiater, ist aber eine Kunstaktion: Das Künstlerpaar Ute Hörner und Matthias Antlfinger verspeist in Tierkostümen gemeinsam mit ihren beiden Graupapageien ein gebratenes Hühnchen. Mit großem Appetit und ebensolcher Selbstverständlichkeit.
Doch das Video „Lunch in a cross-species household“ (Mittagessen in einem spezies-übergreifenden Haushalt), das sie von diesem Mahl gedreht haben, macht vor allem die zwiespältige Beziehung zwischen Mensch und Tier deutlich. Auf der einen Seite sind Vögel geliebte und gehätschelte Mitbewohner, auf der anderen Seite knusprige Braten. Es gibt viel Skurriles, Spannendes und auch Verstörendes in der Ausstellung „Tierisch — Menschlich“ zu sehen, die am Sonntag um 11.30 Uhr in der Alten Post eröffnet wird.
Zwölf Künstler zeigen dort ihre Sichtweise dieses besonderen Verhältnisses der Kreaturen. Da ist beispielsweise Norika Nienstedt, die anhand einer Auswahl von Stofftieren darstellt, wie Menschen sich mit Tieren identifizieren und ihnen menschliche Züge verleihen. Der tschechische Künstler Jiri Suruvka hat zwei bizarre Fotografien beigesteuert, auf denen er sich vor der Kulisse seiner Heimatstadt Ostrava im Batman-Kostüm inszeniert.
Der Fledermaus-Mann zieht allerdings nicht gegen finstere Unterwelt-Schurken zu Felde, sondern protestiert gegen die Umweltzerstörung seiner Heimat durch ausländische Investoren.
Die Video-Künstlerin Christine Gensheimer zeigt einen rührenden und wunderbar komischen Film von drei Waldtieren, die in ein Haus einbrechen, sich rasieren und als Menschen verkleidet eine Schlittenfahrt unternehmen. Doch ihrem grausamen Schicksal können sie auch so nicht entgehen.
Dieses Video gab für Kurator Klaus Richter übrigens den Anstoß zu der Ausstellung: „Dieses Themenfeld der Grenzverwischung zwischen Mensch und Tier ist sehr spannend. Tiere waren schon immer ein Thema der Kunst, in den letzten Jahrzehnten haben sich da allerdings durch Massentierhaltung und Gentechnik noch ganz andere Ansätze aufgetan.“
Da sei beispielsweise dieses berühmte Foto von der gentechnisch veränderten Maus, der man ein menschliches Ohr auf den Rücken gezüchtet hat. „Mit solchen Dingen setzt sich natürlich auch die Kunst auseinander.“