TSV Norf hat große Pläne für eine Sportanlage mit Zukunft
Einige Sportpolitiker kritisieren, der Vorstoß des Breitensportvereins komme zur Unzeit.
Norf. Der TSV Norf, mit seinen rund 1600 Mitgliedern der drittgrößte Breitensportverein in Neuss, verfolgt große Ziele. Der modernste Sportverein in der Stadt will er werden und aus dem klassischen Von-Waldthausen-Stadion nach Angaben des Vorsitzenden Hermann-Josef Baaken die „Bezirkssportanlage der Zukunft machen“.
Beide Ziele hat der Vorstand in ein Konzept gegossen, das für einige Sportpolitiker zur Unzeit in die Diskussion eingebracht wird. Denn ein Fachplanungsbüro, das von einer interfraktionellen Arbeitsgruppe des Sportausschusses begleitet wird, arbeitet aktuell an einem Sportentwicklungskonzept. Da will man keine „Begleitmusik“ wie die selbstbewusst vorgetragenen Ideen des TSV hören, der mit einem Antrag für einen eigenen Kunstrasenplatz im nächsten Sportausschuss noch etwas drängender werden will.
„Wir werden trotzdem an unserem Konzept festhalten“, stellt der Sportausschussvorsitzende Rolf Knipprath klar: Erst das Konzept, dann Entscheidungen zu einzelnen Standorten. Andere, wie Sportreferent Uwe Talke, loben das TSV-Papier als „in die richtige Richtung gedacht“. Er halte es für weise, so Talke, beides — TSV-Papier und die Arbeit am Sportentwicklungskonzept — zu kombinieren. Talke sagt aber auch: Der Prozess läuft, das Ergebnis ist offen.
Die Norfer wollen die Debatte um die Zukunft des Sports in Neuss und damit um die Zukunft einzelner Bezirkssportanlagen offenbar von vorne führen. Auch wenn Baaken betont, den Sportentwicklungsplan abwarten und dessen Ergebnis akzeptieren zu wollen, ist er doch in einem Punkt überzeugt: Die aus seiner Sicht strategisch wichtige Bezirkssportanlage in Norf ist für den Neusser Süden unverzichtbar. Und er will sie noch vielseitiger und damit unverzichtbarer machen.
Ein Kunstrasenplatz anstelle eines bei Regen kaum nutzbaren Tennenfeldes ist für ihn Dreh- und Angelpunkt. Doch Wilhelm Fuchs, der Vorsitzende des Stadtsportverbandes, sieht gerade diesen Punkt kritisch. Ein Verein, der noch vor kurzem seine Fußballabteilung zur Disposition gestellt hat, müsse sich auf einer Prioritätenliste für Kunstrasenplätze weiter hinten einreihen, findet er.
Baaken nennt das zu klassisch gedacht, denn in seinem Konzept ist Kunstrasen- kein Synonym für Fußballplatz, sondern ein vielfältig nutzbares Spielfeld — etwa für Basketball — und Garantie dafür, ganzjährig draußen Sport treiben zu können. Das sei auch für die Norfer Schulen wichtig, mit denen der TSV gerade Kooperationen verhandelt. „Ich würde den sogar überdachen“, sagt er. „Aber wir sind ja nicht auf Schalke“.
Mit dem Konzept reagiert der TSV darauf, dass immer weniger Menschen eine feste Vereinsmitgliedschaft als Voraussetzung für sportliches Tun akzeptieren wollen, Kinder immer länger in der Schule sind und Trendsportarten zunehmend den etablierten Disziplinen den Rang ablaufen. Die Antwort darauf sind nicht nur Kursangebote etwa in dem boomenden Segment Gesundheitssport, sie soll sich auch am Von-Waldthausen-Stadion ablesen lassen: Boulebahn, BMX- und Dirtbike-Strecke sowie Skaterpark stehen dafür. Sie sind real, während anderes in Planung ist. Auf nicht mehr genutzten Tennisplätzen könnte man die Trendsportart Padle-Tennis etablieren und auch die leere Platzwartwohnung für Sportzwecke nutzen. Vor allem aber könnte einer der drei Tennenplätze aufgegeben und zur Multifunktionsfläche werden — für Beachvolleyball, Kletterpark. Was das sein könnte, soll eine bei der Sporthochschule Köln angeregte Masterarbeit ermitteln. Denn für Baaken kommt nichts infrage, was schon bald als „Ruine“ ungenutzt herumsteht.