Umstrittene Organisation führt Musical in Neuss auf
Am 5. Dezember gastiert die koreanische „International Youth Fellowship“ in der Stadthalle. Die Jugendorganisation wird in ihrer Heimat kritisch gesehen. Die Beratungsstelle Sekten-Info NRW spricht von „undurchsichtigen Dingen“.
Neuss. Der Flyer soll Lust auf die anstehende Weihnachtszeit versprühen. Himmelblau ist er, natürlich fehlen auch Sterne, Tannenbäume und Schneeflocken nicht. Der Flugzettel weist auf das Musical „Christmas Miracle“ hin, das am Dienstag, 5. Dezember, in der Neusser Stadthalle aufgeführt wird.
Doch beim Blick auf den Veranstalter sind zumindest Zweifel angebracht ob der Hintergründe dieser Veranstaltung. Denn Mieter ist an diesem Abend die „International Youth Fellowship“. Dabei handelt es sich um eine Jugendorganisation, die vom südkoreanischen Pastor Ock Soo Park gegründet wurde.
Christoph Grotepass von der Sekten-Info NRW gibt jedoch an: „Von dem Begriff Jugendorganisation sollte man sich nicht blenden lassen.“ Zahlreiche Anfragen habe er in den vergangenen Tagen aus Neuss erhalten. Auch einige „aus offiziellerer Ecke“, wie Grotepass sagt. Sie alle wollten von ihm wissen, wer oder was hinter dieser Organisation steckt. Das versucht der Berater der Sekteninfo NRW gerade herauszufinden — und wertet dafür unter anderem englischsprachige Berichte aus. „Ich weiß, dass die Organisation von offizieller christlicher Seite in Südkorea das Image hat, christlich fundamentalistisch und missionarisch zu sein. Es gibt einige undurchsichtige Dinge“, sagt Grotepass.
Auch Jae-Woan Kim, Pfarrer der koreanischen evangelischen Gemeinde „ZuKeRo“ in Düsseldorf, macht auf das schlechte Image der Gruppierung in seiner Heimat aufmerksam. „Die evangelischen Kirchen in Südkorea sehen diese Organisation äußerst kritisch“, sagt er. Eine Einladung seiner Landsleute für das Musical habe er nicht erhalten. Diese Tatsache sei aber nichts Außergewöhnliches: „Diese Gruppe hat kein Interesse daran, mit anderen koreanischen Gemeinden zusammenzuarbeiten. Das ist auch in anderen Städten nicht der Fall.“
Timotheus Chin, Präsident der „International Youth Fellowship NRW“, kann diese Auffassungen nicht nachvollziehen und weist die Vorwürfe entschieden zurück. „Diese Informationen sind total falsch und es ist einfach schade, dass so etwas über uns behauptet wird“, sagt Chin und führt aus: „Wir versuchen nur, in vielen verschiedenen Ländern etwas Gutes zu tun. Aber leider ist unser Ruf, gerade im deutschsprachigen Raum, schlecht.“
Aber wieso erhält eine Organisation, die selbst von ihrem schlechten Ruf spricht, ein Forum wie die Stadthalle Neuss? „Wir haben uns im Vorfeld bei anderen Vermietern in Deutschland informiert“, sagt Jürgen Sturm, Geschäftsführer von Neuss Marketing. Dort habe es zwar nichts zu beanstanden gegeben, dennoch habe man sich dagegen entschieden, für das Event zu werben.
„Diese Organisation ist nicht verboten, also müssen wir neutral sein“, sagt Sturm. So vermiete man auch für andere Religionsgemeinschaften Objekte — zum Beispiel das Zeughaus an die Zeugen Jehovas.
Die Veranstaltung, die durch 18 Länder tourt, wird in Neuss vielleicht unter Beobachtung der Sekten-Info NRW stehen. „Wenn es möglich ist, werden wir dort vorbeischauen“, sagt Grotepass.