Verloren im Blätterwald
„Kaspar Häuser Meer“ ist eine tragische Komödie über gescheiterte Sozialarbeit.
Neuss. Überforderte Sozialarbeiterinnen versuchen ihrer Aufgabe im Jugendamt gerecht zu werden — scheitern allerdings. Am Samstag feiert die Komödie „Kaspar Häuser Meer“ von Felicia Zeller im Rheinischen Landestheater Premiere.
Das von Steffen Popp inszenierte Stück beleuchtet den modernen Arbeitsalltag überhaupt, die Arbeit in der Verwaltung im Speziellen und den Umgang der Medien mit Kindesmisshandlungen. „Die Thematik braucht Humor. Das Publikum muss darüber lachen können, um sie annehmen zu können“, erklärt Popp. Witzig werde das Stück vor allem durch sehr schnelle Sprechdiskurse, mit Sätzen die nicht zu Ende geführt, sondern immer wieder von neuen gestört würden. „Die Frauen sind unter Druck sehr zickig, dadurch entsteht Satire und Komik“, sagt Popp.
Für die Aufführung wird nur ein Bühnenbild verwendet. Es besteht aus Bäumen. „Das ist symbolisch für den Verwaltungsdschungel, steht aber auch für die Kinder. Jeder Baum ist ein neuer Fall, der sich wiederum hinter jedem Telefonklingeln verbirgt“, so Popp. Das Stück solle die Komplexität des Themas „soziale Verwahrlosung“, wie durch ein Vergrößerungsglas verdeutlichen und keine Lösung bieten. „Wir wollen dem Zuschauer nicht vorschreiben, wie er das Stück bewertet, wir hoffen allerdings, dass er sich darauf einlässt“, erklärt Dramaturgin Barbara Noth. Durch das schnelle, oft zusammenhangslose Sprechen müsse das Publikum schon gut zuhören, um alles nachvollziehen zu können.
„Was das Stück kritisieren will, kann jeder Zuschauer für sich selbst interpretieren“, erklärt Noth. Ist das System schuld, welches Mitarbeiter überfordert? Sind die Sozialarbeiterinnen schuld, weil sie nur reden und wenig tun? „Alle sind schuldlos schuldig“, so Popp.
Der Titel „Kaspar Häuser Meer“ ist ein Bezug auf das Findelkind Kaspar Hauser aus dem 19. Jahrhundert, auf das „Meer“ an Fällen und auf die Großstadt, das „Häuser Meer“. „Der tragische Hintergrund sind zum einen die Fälle der Kinder selbst und zum anderen, dass eine der Sozialarbeiterinnen als Mutter selbst zum Fall des Jugendamtes wird. Weil sie dem Druck auf der Arbeit nicht Stand hält, muss sie schließlich ihre eigene Akte bearbeiten“, erklärt Popp.
“ Die Premiere ist am Samstag, 26. Februar, um 20 Uhr im Rheinischen Landestheater an der Oberstraße 95.