Vertragsentwürfe: Die 39-Stunden-Platzwarte
Neuss. Angefangen hat es mit den Haushaltsberatungen über den Etat 2011. Die Stadtverwaltung wollte eine Gebühr für die Nutzung von Sportstätten von den Vereinen einfordern; das wies die Politik empört zurück.
Gleichzeitig erteilte sie der Verwaltung den Auftrag, die „Mitverantwortung auf den Bezirkssportanlagen einzuführen“. Dahinter verbirgt sich die Übertragung der Schlüsselgewalt an die Vereine. Zum Sommer soll die neue Regelung umgesetzt werden.
Nun sind die Vertragsentwürfe verschickt, und die Empörung der Vereine ist groß. Sie sind mit den Bedingungen nicht einverstanden und fürchten eine zu hohe Belastung. Sportdezernent Horst Ferfers sagt: „Ich verstehe diese Entrüstung überhaupt nicht. Wir werden über die Vertragsentwürfe reden und ganz sicher zu einer Lösung kommen.“
Er verweist außerdem darauf, dass — anders als in anderen Kommunen — die Stadt weiterhin die Pflege der Anlagen übernehmen werde. Die Schlüsselgewalt in Eigenverantwortung ab 17 Uhr sowie an den Wochenenden ermögliche den Vereinen zudem sehr viel mehr Flexibilität bei der Nutzung der Sportstätten.
Wird die Lösung der Frage „Mitverantwortung“ bis zum Juli angestrebt, so hängt das mit einem zweiten Problemfall zusammen, der ebenfalls zum Sommer erledigt sein soll. Es geht um die Arbeitszeiten der städtischen Platzwarte und Mitarbeiter bei der Unterhaltung der Sportanlagen und Großraumhallen. Seit vielen Jahren arbeiten die Beschäftigten mit Überstunden und Bereitschaftszeiten bis zu 60 Stunden, angeblich auch noch darüber hinaus.
war dürften Dienstpläne nicht auf Überstunden aufgebaut sein, doch sei dies eben in Neuss seit vielen Jahren Usus, bekennt Personalamtschefin Dolores Burkert. Nun will die Stadtverwaltung das EU-Arbeitszeitenrecht umsetzen und die in den Arbeitsverträgen festgelegten Pauschalen und Nebenabrechnungen abbauen.
Laut Tarifvertrag gilt die 39-Stunden-Woche. Lange habe man versucht, eine Regelung innerhalb der Dienstpläne zu finden, sagt Dolores Burkert. „Doch das war die Quadratur des Kreises.“ Nun hat die Verwaltung entsprechende Änderungskündigungen verschickt, etwa 30 Mitarbeiter sind betroffen. Das bedeute für einige Beschäftigte sehr hohe Einbußen, gibt Dolores Burkert zu.
Die Komba-Gewerkschaft ist empört. Bis zu einem Drittel an Gehaltseinminderung mache das für die Betroffenen aus, sagt Komba-Vorsitzender Reiner Dankelmann. Sein Vertreter Wilfried Derendorf, der auch Personalratsvorsitzender ist, ergänzt:.
Länger als 30 Jahre habe die Stadt akzeptiert, dass die Mitarbeiter 60 und mehr Stunden auf dem Platz waren, „und auch kräftig davon profitiert. Jetzt sollen die Leute von heute auf morgen nur noch 39 Stunden verrichten und auf 30 bis 40 Prozent ihres Einkommens verzichten.“ Die Gewerkschaft empfiehlt, Kündigungsschutzklagen einzulegen.