Viele i-Dötzchen sind zu dünn
Bei der Schuleingangsuntersuchung waren etwa zehn Prozent der Kinder untergewichtig.
Rhein-Kreis. Nicht nur Übergewicht ist ein gesellschaftliches Problem, sondern auch Untergewicht. 10,3 Prozent der Erstklässler im Rhein-Kreis Neuss sind untergewichtig. Damit ist gut jeder zehnte Fünf- bis Sechsjährige zu dünn.
Ähnlich viele i-Dötzchen (10,1 Prozent) leiden wiederum an Übergewicht. Das geht aus der aktuellen Schuleingangsuntersuchung hervor. Die Ergebnisse hat das Kreis-Gesundheitsamt gestern vorgestellt. Die Städte im Kreis weisen dabei große Unterschiede auf.
Insgesamt wurden vor Beginn des aktuellen Schuljahres kreisweit 4020 Kinder untersucht.Bei der Schuleingangsuntersuchung werden die kommenden i-Dötzchen auf körperliche und geistige Defizite untersucht. Zu den geprüften Bereichen zählen unter anderem Sprache, Motorik, Verhalten und Gesundheit.
In puncto Untergewicht sind die Zahlen in Meerbusch besonders alarmierend. Demnach sind gleich 17,2 Prozent der i-Dötzchen zu dünn. Zum Vergleich: In Rommerskirchen sind es nur 3,3 Prozent, in Grevenbroich 10,9 Prozent, in Neuss 12,2 Prozent. „Trotzdem können die Kinder gesund sein“, betonte Beate Klapdor-Volmar, Leiterin des Kinder- und Jugendärztlichen Dienstes. Denn: Im Hinblick auf das Gewicht wurde der Body-Mass-Index (Verhältnis von Größe zu Gewicht) als Maßstab gewählt.
Klapdor-Volmar ist um schnelle Ursachenforschung bemüht. Die Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf versucht, mögliche Ursachen mit Hilfe eines Fragebogens zu ermitteln. Konkrete Ergebnisse liegen laut Kreisgesundheitsamt jedoch noch nicht vor. Ein möglicher Grund für Untergewicht könne sein, dass die Kinder an vermittelten Schönheitsidealen festhalten könnten, sagte Gesundheitsdezernent Karsten Mankowsky. Das sei allerdings reine Spekulation und nicht durch Daten belegt.
Ebenfalls bedenklich ist der Medienkonsum der Kinder. Grundlage bildete eine Befragung der Eltern. Bereits 8,4 Prozent der Schulneulinge nutzen Smartphone, Computer, Fernsehen, Tablet und Co. mehr als zwei Stunden täglich. „Das ist gefährlich“, verdeutlichte Landrat Hans-Jürgen Petrauschke und verwies auf eine drohende Vereinsamung sowie mögliche Defizite bei Gewicht, Motorik und Verhalten.
Die Schuleingangsuntersuchung bietet allerdings auch Grund zur Freude. Die MMR-Durchimpfungsrate (Masern, Mumps, Röteln) beträgt für den gesamten Kreis 97 Prozent und liegt damit über dem NRW-Schnitt. Zudem werden die Früherkennungsuntersuchungen sehr gut angenommen (U 7: 97 Prozent; U 8: 95,5 Prozent). Knapp 60 Prozent der Kinder verfügen des Weiteren über naturgesunde Zähne. 2007 waren es nur 54 Prozent. „Das ist eine wirklich erfreuliche Entwicklung“, sagte Beate Klapdor-Volmar. Der Anteil von Kindern mit Sprachdefiziten (2013: 29,1 Prozent; 2014: 27,7 Prozent) ist (geringfügig) gesunken.
Es gehe nun erst einmal darum, den hohen Standard zu halten, berichtete Landrat Petrauschke. Gleichzeitig wolle man aber natürlich auch an den Schwächen arbeiten und sich verbessern.