Waghalsige Ritter entführen das Publikum ins Mittelalter
Neben den Wettkämpfen lockte ein großer Markt.
Neuss. Voll eingerüstet steigen die Ritter waghalsig auf ihr Pferd und versuchen ihren Gegner mit Holzlanzen aus dem Sattel zu stoßen. Eben so, wie es im Mittelalter auf den großen Turnieren üblich war. Diese Zeiten gehören der Vergangenheit an, doch die Faszination lebt bei einigen Fans weiter.
Einmal im Jahr treffen sich hunderte Mittelalterfreunde in Neuss und schlagen auf der Rennbahn ihre Zelte auf. Ohne technisches Equipment, ganz minimalistisch. Natürlich kämpfen längst nicht alle beim Turnier um die Ehre ihres Volkes. „Ganz typisch haben wir um den Schauplatz des Turniers eine Marktszenerie aufgebaut“, erklärt Turnierherold und Marktvogt Thomas Zierfuß von der sächsischen Agentur „Sündenfrei“, die die Veranstaltung am Wochenende bereits zum vierten Mal in Neuss ausrichtete.
Der Schwerpunkt lag dabei vor allem auf dem zeitgenössischen Handwerk. In mittelalterliche Kleider gehüllt verkauften viele Händler selbst hergestelltes Werkzeug, Weine, ganze Ritterrüstungen oder markante Kleidungsstücke. So präsentierte Oliver Voncken (23) etwa ein Kettenhemd, das garantiert jedem Schwertschlag standhält. Mit bis zu 20 Kilogramm ist das aus Metallringen „gestrickte“ Hemd ganz schön schwer — und wohl nichts für den alltäglichen Gebrauch.
Doch was ist auf dem Ritterturnier mit Markt schon alltäglich? „Nicht viel. Es ist für mich eher wie Urlaub. Zum abschalten“, verrät Oliver Voncken, der — wenn er nicht in die Rolle eines mittelalterlichen Handwerkers schlüpft — eigentlich Rettungssanitäter ist. „Meine Freundin ist vom Mittelalter übrigens genauso angetan“, berichtet der Siegburger.
Die Höhepunkte der Veranstaltung, die über die Tage verteilt tausende Besucher, waren jedoch die Ritterturniere, bei denen sich unter anderem der Ritter „Michel zu Köln“ bewies, als er seine Gegnervom Pferd stieß und mit Pfeil und Bogen ins Schwarze traf. cka