Vor der Premiere von Bellinis „I Capuleti“ Von der Rheinoper in die Welt
Düsseldorf · In der Premiere der Bellini-Oper über das berühmteste Liebespaar der Welt singen Adela Zaharia und Maria Kataeva Romeo und Julia.
Es war der innige Wunsch zweier Stars aus dem Ensemble der Rheinoper, wieder einmal gemeinsam auf der Bühne zu stehen. Nach ihrem bejubelten Auftritt in „Maria Stuarda“ begeisterten sich Adela Zaharia und Maria Kataeva für Vincenzo Bellinis „I Capuleti e i Montecchi“. Erzählt wird vom letzten Tag des berühmtesten tragischen Liebespaars der Weltliteratur, Romeo und Julia. Dabei kommt der Meister des Belcantomit seinen Melodienbögen beiden Sängerinnen entgegen. Weil die Gastspiel-Kalender der Sopranistin Zaharia und der Mezzosopranistin Kataeva aber randvoll sind, wovon noch zu sprechen sein wird, entschied man sich lediglich für eine konzertante Aufführung.
„Es ist mein Rollendebüt als Julia, ich freue mich darauf, das konzertant zu machen“, sagt Adela Zaharia. „So kann ich mich ganz auf die Musik und den Gesang konzentrieren, es geht allein um die Schönheit der Stimme.“ Die Rolle interessiere sie schon lange, unbedingt sollte sie in ihr Repertoire eingehen. Maria Kataeva hat die Romeo-Partie im vergangenen Jahr im Oktober in Palermo in einer nicht-konzertanten Version gesungen. Die allerdings ziemlich speziell war: „Romeo und Julia wurden als lesbisches Paar inszeniert, das war nicht so einfach zu spielen“, erzählt sie. „Jetzt bin ich glücklich über die wunderbare Möglichkeit, eine andere Farbe zu finden.“
Die Mezzosopranistin hält das Libretto von „I Capuleti e i Montecchi“ für gut geeignet, um es konzertant zu präsentieren. „Sie öffnet Räume für die Fantasie des Publikums, gerade weil wir keinerlei Hilfsmittel haben.“ Nur die zwei Solistinnen, drei Solisten, der Chor und das Orchester füllen die Bühne, im Opern-Jargon nennt man ein solches Arrangement das „Konzertzimmer“.
Kostüme sind nicht vorgegeben. Was also werden die Künstlerinnen anziehen? Die hochgewachsene Adela Zaharia liebt lange Abendkleider und hat sich für ein Modell in Puderrosa entschieden. „Vielleicht werde ich mich später auch umziehen, wenn die Atmosphäre wechselt“, überlegt sie. Maria Kataeva wählte für ihre Hosenrolle eine extra für sie angefertigte Kombination einer Designermarke. „Ich habe bisher nicht so viel Erfahrung mit konzertanten Aufführungen“, sagt sie, „weiß aber, dass diese Rolle sehr gut zu meiner Stimme passt. Ich liebe Belcanto und hätte gern noch mehr davon in meinem Repertoire.“
Für die Karriere beider Sängerinnen war die Rheinoper prägend. Adela Zaharia debütierte nach dem Studium an der heimatlichen rumänischen Nationaloper Cluj-Napoca, wechselte ins Opernstudio der Komischen Oper Berlin, war dort bis 2014 im Ensemble. 2015 kam sie nach Düsseldorf. „Genau wie Maria habe ich hier in allen wichtigen Rollen debütiert, die ich später an anderen Häusern singen durfte“, sagt sie. „Es ist immer schön, solche Momente in einer entspannten, freundschaftlichen Umgebung zu genießen.“
Maria Kataeva wurde schon während ihres Studiums in St. Petersburg ins Opernstudio der Rheinoper aufgenommen und gehört dem Ensemble seit 2013 an. Sie ist verheiratet mit ihrem Landsmann Dmitry Lavrov. Nach seinem hiesigen Engagement arbeitet der Bariton als freier Künstler, das Paar hat einen sechsjährigen Sohn. „Für mich bedeutet das Düsseldorfer Haus meine Familie“, sagt Kataeva, „die Werkstatt, in der ich meine Rollen einstudieren kann.“
Große Opernhäuser haben die Strahlkraft der Beiden entdeckt
Für das Publikum sind die Auftritte dieser Stars stets ein Fest. Adela Zaharia brillierte zuletzt als Violetta in Puccinis „La traviata“, Maria Kataeva berührte die Herzen als unbeugsame Jeanne d’Arc in Tschaikowskis „Jungfrau von Orléans“. Doch leider wird die Präsenz der Sängerinnen in Düsseldorf immer rarer. Deren Strahlkraft haben große Opernhäuser längst entdeckt, national wie international. „Ich war die Hälfte der letzten Spielzeit unterwegs“, räumt Maria Kataeva ein.
Allein vier Produktionen von „Il Barbiere di Siviglia“ hat sie da gemeistert. Eine davon im Oman, in einer historischen Inszenierung aus Sevilla. Ein besonderes Erlebnis: „Wir mussten sie kulturell adaptieren, Graf Almaviva etwa durfte nicht als betrunkener Soldat auf die Bühne. Die Kostüme waren wunderschön, aber hochgeschlossen bis unters Kinn.“ Es kämen immer mehr Angebote auf sie zu, sagt sie. 2024 warten Debüts an der Wiener Staatsoper und der Deutschen Oper Berlin. Bei den Rossini-Festspielen in Pesaro wird sie singen, in Genf und auch im Theater von Verona.
Adela Zaharia trat jüngst unter anderem in Berlin, Paris, Amsterdam und Madrid auf. Vor ihr liegt so Verlockendes wie ihr Debüt an der New Yorker Met als Musetta in „La Bohème“. Ihre Verträge reichen schon bis 2028. Mittlerweile wohnt die Sopranistin in der Umgebung von München, nah bei der Familie ihrer Schwester. Die Landschaft erinnere sie an ihre Heimat Rumänien. Aber Düsseldorf, versichert sie, fühle sich nach wie vor an wie ein Zuhause: „Das Gefühl bleibt.“